Tagesausblick Kapitalmärkte 5. September 2024

USA: Jeder Datenpunkt zählt

Die erste Septemberwoche begann tiefrot an den weltweiten Börsen. Neben der hohen Erwartungshaltung bei der US-Berichtsaison, insbesondere bei Nvidia, sorgt auch die Nervosität der Märkte vor jedem neuen Datenpunkt zur US-Wirtschaft für Unruhe. Die gestern veröffentlichten JOLTS-Daten zu den offenen Arbeitsstellen verfehlten mit knapp 7,7 Millionen verfügbaren Stellen die Konsensschätzung von über 8 Millionen und erreichten den niedrigsten Wert seit Januar 2021. Diese nachlassende Dynamik dürfte der US-Notenbank in die Karten spielen, da sie derzeit vor allem die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Blick hat. Jerome Powell und Raphael Bostic betonten kürzlich die Bereitschaft, die Zinsen zu senken, um Verwerfungen am Arbeitsmarkt zu vermeiden. Sollte der Arbeitsmarktbericht am Freitag schwächer ausfallen als erwartet, könnte ein Zinsschritt von 50 Basispunkten bevorstehen, was die Fed-Funds-Futures bereits zu 46 % einpreisen.

Intel: Ein gefallener Stern

Nur fünf Monate nach der Ankündigung von $20 Mrd. an Subventionen aus dem Chips and Science Act durch US-Präsident Biden steht Intel aufgrund anhaltender finanzieller Probleme unter Beobachtung. Ein deutlicher Umsatzrückgang und Liquiditätssorgen belasten den Konzern. Die US-Regierung befürchtet, dass die Turbulenzen bei Intel die nationalen Ziele in der Halbleiterindustrie gefährden könnten. Die USA wollen bis 2032 zu einem führenden Halbleiterhub aufsteigen und 28 % der weltweiten Hochtechnologiechips im Inland herstellen. Intel-CEO Gelsinger versicherte, dass der Konzern intensiv an der Behebung der Probleme arbeite. Sollte Intel seine Fertigungspläne zurückschrauben, könnte dies auch zu einer Kürzung der Subventionen führen. Der Aktienkurs von Intel fiel zum ersten Mal seit 14 Jahren unter die 20-Dollar-Marke und notierte zuletzt bei 19,43 USD.

US-Arbeitsmarkt bleibt im Fokus

Die Woche bleibt von US-Daten dominiert. Neben dem ISM-Index der Dienstleister heute steht am Freitag der offizielle US-Arbeitsmarktbericht für August an, auf den die Fed ein besonderes Auge werfen wird. Die Anleger warten gespannt auf die Signale für die US-Zinspolitik für den Rest des Jahres. Der Arbeitsmarkt sollte nicht zu schwach, aber auch nicht zu stark sein. Ein zu starker Arbeitsmarkt spräche eher für nur langsame Zinssenkungen, ein schwacher Jobreport würde Konjunktursorgen nähren. Am Mittwoch gab es durchwachsene Signale vom US-Arbeitsmarkt: Die Zahl der offenen Stellen war im Juli auf den niedrigsten Stand seit Januar 2021 gefallen. Einen weiteren Vorgeschmack auf den offiziellen Jobbericht geben am Donnerstagnachmittag ADP-Daten aus dem Privatsektor.

Ausblick auf die globalen Aktienmärkte

DEUTSCHLAND: Moderate Verluste

Der DAX dürfte am Donnerstag mit leichten Verlusten wieder fast an sein Vortagestief zurückfallen. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex zweieinhalb Stunden vor Beginn 0,3 Prozent tiefer auf 18.545 Punkte. Tags zuvor hatte er im Sog eines Kursrutsches von US-Techwerten zwischenzeitlich bis 18.531 Punkte korrigiert, nachdem er am Dienstag noch fast auf 19.000 Punkte gestiegen war.

Die Anleger sind nervös und scheuen das Risiko. Stephen Innes von SPI Asset Management fühlt sich an den schwachen Start in den August erinnert. Saisonal halte der September den Titel des schwächsten Monats am Aktienmarkt, und der August folge nicht weit dahinter. Die aktuelle Entwicklung passe also ins historische Bild.

USA: Stabilisierungsversuch

Nach dem düsteren September-Auftakt an den US-Börsen haben sich die Gemüter am Mittwoch beruhigt. Die wichtigsten Indizes bewegten sich kaum. Allerdings blieben die Anleger nach schwachen Daten vom Arbeitsmarkt skeptisch.

“Die Märkte sind vielleicht nicht mehr so nervös wie vor einem Monat, aber sie suchen immer noch nach einer Bestätigung, dass sich die Wirtschaft nicht zu sehr abkühlt”, sagte Chris Larkin von der Handelsplattform E-Trade, einer Tochter der Bank Morgan Stanley. Bislang hätten sie in dieser Woche noch keine Gewissheit bekommen. Am Dienstag war es nach dem langen Wochenende und aus Sorge vor einer Abkühlung des Hypes rund um Künstliche Intelligenz (KI) zu einem Kursrutsch im Technologiesektor gekommen.

Nun fiel der Tech-Index Nasdaq 100 um 0,20 Prozent auf 18.921,40 Punkte. Am Vortag war das Börsenbarometer um mehr als 3 Prozent eingebrochen. Der marktbreite S&P 500 gab am Mittwoch um 0,16 Prozent auf 5.520,07 Punkte nach. Der Leitindex Dow Jones Industrial legte um 0,09 Prozent auf 40.974,97 Punkte zu.

ASIEN: Uneinheitlich

Die wichtigsten Börsen Asiens bleiben angezählt. Konjunktursorgen bestimmten auch am Donnerstag das Bild. Der japanische Leitindex Nikkei 225 knüpfte im späten Handel mit einem Minus von 1,5 Prozent an seinen sehr schwachen Vortag an. Der Hang-Seng-Index in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong büßte 1,3 Prozent ein, während der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandsaktien sich mit plus 0,1 Prozent stabil hielt.

Quellen:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick

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