Weltwirtschaft: Wachstum und Unsicherheiten
Die globale Wirtschaft zeigt 2025 ein gemischtes Bild. In den USA wird die expansive Fiskalpolitik der neuen Trump-Administration mit Unternehmenssteuersenkungen und Zollerhöhungen das Wirtschaftswachstum stützen, gleichzeitig jedoch die Inflation antreiben. China bleibt aufgrund des sich verschärfenden Handelskonflikts mit den USA und interner Probleme, wie der Immobilienkrise, unter Druck. Trotz Stimulierungsmaßnahmen wird das Wachstum begrenzt bleiben.
In Europa zeichnet sich eine langsame Erholung ab. Die gesunkenen Energiepreise und die Zinssenkungen der EZB geben der Wirtschaft Auftrieb. Das Wachstum bleibt dennoch moderat, da strukturelle Herausforderungen und ein schwacher Konsum den Euroraum bremsen. Die Inflation nähert sich in den USA und Europa den Zielwerten der Notenbanken an, allerdings mit Unterschieden: Während in Europa die schwache Konjunktur die Teuerung dämpft, könnten in den USA protektionistische Maßnahmen und höhere Zölle preistreibend wirken.
Geldpolitik: Divergenzen zwischen Fed und EZB
Die US-Notenbank Fed wird ihre Zinssenkungen wahrscheinlich im Frühjahr 2025 bei etwa 4 % beenden, um die Inflation im Griff zu behalten. Im Gegensatz dazu hat die Europäische Zentralbank (EZB) mehr Spielraum. Sie dürfte die Zinsen bis Sommer 2025 auf etwa 2 % senken, um das Wachstum zu fördern. Die lockere Geldpolitik der EZB dürfte besonders in der zweiten Jahreshälfte einen stärkeren positiven Effekt auf die Wirtschaft zeigen.
Aktienmärkte: Chancen mit regionalen Schwerpunkten
Die Aktienmärkte profitieren 2025 von der fortgesetzten wirtschaftlichen Erholung und den Zinssenkungen. Besonders in den USA werden positive Impulse erwartet. Die Steuererleichterungen, Deregulierungsmaßnahmen und die binnenorientierte Politik der Trump-Regierung könnten das Wachstum antreiben und den Aktienmarkt stützen. Das Kurspotenzial wird auf 4–8 % geschätzt, wobei Small- und Mid-Caps besonders attraktiv sind.
In Europa bleiben die Perspektiven gedämpft, da eine stärkere Gewinnentwicklung und eine Stabilisierung des Konsums noch ausstehen. Eine Outperformance gegenüber den USA könnte im zweiten Halbjahr möglich werden, wenn die Konjunktur- und Gewinntrends sich deutlicher verbessern. Emerging Markets (EM) zeigen eine robuste wirtschaftliche Entwicklung, jedoch mit Herausforderungen durch den festen US-Dollar und potenziell höhere US-Zölle. Indien und Brasilien stechen als Favoriten hervor, während China von fiskalischen Impulsen profitieren könnte.
In den verschiedenen Sektoren dominieren zyklische Ausrichtungen. Informationstechnologie, Finanzen und Kommunikationsdienstleistungen werden übergewichtet, während Energie und Grundstoffe untergewichtet bleiben. KI bleibt ein zentraler Wachstumstreiber, während Unternehmen wie Meta und Alphabet von Werbeeinnahmen profitieren.
Anleihen: Fokus auf kurze und mittlere Laufzeiten
Die Zinskurven dürften 2025 vom kurzen Ende her steiler werden. Sinkende Leitzinsen drücken die Renditen kurzlaufender Anleihen, während langfristige Renditen durch hohe Emissionen und Inflationsängste stabil bis leicht steigend bleiben. Zehnjährige Bundesanleihen dürften sich in einer Spanne von 2–2,5 % bewegen, während US-Treasuries leicht höher bei 4,2–4,7 % erwartet werden.
Unternehmensanleihen bieten weiterhin attraktive Renditen, insbesondere im Vergleich zu Staatsanleihen. Risikoaufschläge dürften jedoch 2025 stabil bleiben, da wirtschaftliche Risiken und geopolitische Spannungen auf den Märkten lasten.
Währungen: Starker US-Dollar
Der US-Dollar dürfte 2025 weiter Stärke zeigen. Unterstützt wird dies durch den Zins- und Renditevorteil der USA sowie die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Trump-Regierung. Eine Parität zwischen US-Dollar und Euro ist nicht ausgeschlossen. Jedoch könnten politische Eingriffe in die Fed oder eine übermäßige Verschuldung der USA den Dollar langfristig belasten.
Rohstoffe und Gold: Stabilität in unsicheren Zeiten
Gold bleibt eine attraktive Absicherung gegen Inflation und geopolitische Risiken. Insbesondere bei stagnierenden Realrenditen könnte das Edelmetall profitieren. Der Energiesektor zeigt hingegen Schwächen: Ein globales Überangebot und eine gedämpfte Nachfrage, insbesondere aus China, belasten die Ölpreise.
Fazit: Investiert bleiben und Chancen nutzen
Das Jahr 2025 bietet trotz politischer Unsicherheiten und höherer Volatilität zahlreiche Chancen. Anleger sollten investiert bleiben und ihre Portfolios diversifizieren. Besonders Aktien, alternative Investments wie Private Equity oder Infrastruktur, sowie Gold bieten attraktive Renditeperspektiven. Nicht investiert zu sein, birgt langfristig das größte Risiko, da Marktentwicklungen vor allem in Erholungsphasen stark profitieren können.
Quelle:
Markt Dialog 04/2024: Kapitalmarktausblick 2025