Konjunktur und Wirtschaftsvertrauen
Trotz der mauen konjunkturellen Lage signalisierte das Wirtschaftsvertrauen, das die EU-Kommission am Mittwoch veröffentlichte, Zuversicht für die Eurozone. Nach zwei Monaten rückläufiger Stimmung in der Wirtschaft kam es im März zu einem leichten Anstieg. Der Economic Sentiment Indicator (ESI), der das Wirtschaftsvertrauen repräsentiert, stieg um 0,8 Zähler auf 96,3 Punkte an und näherte sich damit wieder dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Die Stimmung in der Industrie verbesserte sich leicht, obwohl sie immer noch auf einem sehr schwachen Niveau steht. Im Dienstleistungsbereich und im Handel gab es kräftige Anstiege, während der Bau stagnierte. Das Verbrauchervertrauen verbesserte sich ebenfalls leicht um 0,6 Punkte, liegt aber noch deutlich unterhalb des langfristigen Durchschnitts.
Zinsumfeld und Inflationsentwicklung
Angesichts der ungewissen Inflationsentwicklung und der robusten US-Wirtschaft haben wir unsere Zinsprognosen umfassend angepasst. Per Mitte 2024 prognostizieren wir nun eine Rendite von 2,1 % für zehnjährige Bunds (zuvor: 2,0 %) und 3,95 % für zehnjährige US-Treasuries (zuvor: 3,8 %). Zum Jahresende sehen wir die Bunds bei 2,2 % (zuvor: 2,1%) und die Treasuries bei 4,2 % (zuvor: 3,85 %). Mitte 2025 erwarten wir außerdem 2,25 % als Bundrendite (zuvor: 2,1 %) und 4,5 % für die US Treasury (zuvor: 3,75 %). Die Versteilerung der US-Renditekurve ist besonders auf die mögliche Wiederwahl Trumps zurückzuführen. Getrieben durch den Protektionismus und forcierte Steuersenkungen Trumps ist insgesamt eine höhere Inflation zu erwarten, welche die FED zögern lassen könnte.
Aktienmärkte und Gewinnentwicklung
Die Entwicklung von DAX & Co. erinnert an die legendäre VW-Werbung aus den 1960er-Jahren: “Und läuft und läuft und läuft…”. Rund um den Globus eilen die Aktienindizes von Allzeithoch zu Allzeithoch. Dies allerdings vor dem Hintergrund einer wenig dynamischen Konjunktur sowie einer stockenden Gewinnentwicklung. Dies ließ die KGVs markant steigen und die relative Attraktivität von Beteiligungspapieren im Vergleich zu Schuldtiteln deutlich sinken. Die Börsen scheinen der fundamentalen Entwicklung wohl voraus gelaufen zu sein. Daher erscheint es uns an der Zeit, erstmal Luft zu holen. Wir erwarten deshalb für das Sommerhalbjahr den Übergang in eine Konsolidierung. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer sich anbahnenden zweiten Präsidentschaft Trumps, deren Wahrscheinlichkeit wir in unseren überarbeiteten Indexprognosen bereits berücksichtigt haben.
Rohstoffe und Ölpreis
Beim Ölpreis war diese Woche ein Auf und Ab zu beobachten. Sorgen über eine mögliche Verschärfung geopolitischer Konflikte hievten den Preis des flüssigen Golds zunächst deutlich ins Plus. Haupttreiber des Anstiegs waren die jüngsten Drohnenangriffe auf russische Raffinerien, die Experten zufolge rund zwölf Prozent der Verarbeitungskapazität beeinträchtigten. Außerdem standen die Furcht vor einer Eskalation des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sowie schwindende Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in Nahost im Fokus der Marktteilnehmer. Das Wochenhoch der Nordsee-Rohölsorte Brent lag bei knapp 87 US-Dollar pro Barrel. Am Mittwoch sorgten dann ein starker Anstieg der US-Lagerbestände und die Aussicht auf eine zunächst unverändert bleibende Förderpolitik der OPEC+ für einen Preisrückgang.
Quelle:
LBBW Kapitalmaerkte_Weekly