EZB stellt die Weichen für eine mögliche Lockerung
In ihrer gestrigen Sitzung hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, die Leitzinsen zum vierten Mal in Folge unverändert zu lassen. Die Notenbankvolkswirte haben ihre Inflationsprojektion erneut gesenkt und erwarten nun, dass der Inflationszielwert von 2 % erst im Jahr 2025 erreicht wird. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte ihre Ansicht, dass es noch zu früh für Leitzinssenkungen sei. Darüber hinaus deutete Sie jedoch zum ersten Mal an, dass die EZB eine erste Zinssenkung im Juni für möglich hält. Sie sagte, dass die EZB auf der April-Sitzung “etwas mehr” und im Juni “deutlich mehr” Daten hätte, um zu entscheiden, ob das Inflationsproblem langfristig gelöst sei. Diese Aussage stützt die Prognose der Commerzbank, dass die EZB ihren Leitzins im Juni zum ersten Mal um 25 Basispunkte senkt.
Mit der Senkung der Projektionen für die Inflation und das BIP-Wachstum hat die EZB jedoch deutlich gemacht, dass sie sich auf eine Lockerung der Geldpolitik vorbereitet. Sie hat sich Spielraum geschaffen, um je nach Datenlage im Sommer ihr Leitzinsniveau beizubehalten oder zu lockern.
Fed-Chef Powell signalisiert Bereitschaft für Leitzinssenkungen
Auch Jerome Powell, der Präsident der Federal Reserve, deutete gestern bei der Beantwortung von Fragen des Bankenausschusses des Senats an, dass er bereit ist, die Leitzinsen in absehbarer Zeit zu senken. “Wir warten darauf, dass wir zuversichtlicher werden, dass sich die Inflation nachhaltig bei 2 % bewegt. Sobald wir diese Zuversicht haben – und wir sind nicht weit davon entfernt – wird es angemessen sein, damit zu beginnen, den Grad der Beschränkung zurückzuschrauben”, sagte er.
Auftragseingänge in der Industrie: Keine positive Trendwende in Sicht
Die gestern von Destatis veröffentlichten Zahlen zum Auftragseingang in der deutschen Industrie waren schwächer als erwartet. Im Januar ging das Volumen der Neuaufträge im Monatsvergleich um 11,3 % zurück. Dies sieht zwar aus wie ein herber Einbruch, aber der Dezember-Wert wurde von 8,9 % auf 12,0 % nach oben revidiert. Zudem muss man auch die massive Aufwärtsrevision für den Dezember berücksichtigen.
Ausblick: US-Arbeitsmarktbericht
Für den heute Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht zeichnet sich anhand der regionalen Beschäftigungsindikatoren kein Ende des robusten Stellenwachstums ab. Rein statistisch betrachtet wird nach zwei positiven Überraschungen in Folge (wie im Dezember und Januar der Fall) eine Enttäuschung wahrscheinlicher. Zudem dürfte der Lohnanstieg erheblich schwächer ausfallen als im Januar, da der Vormonatswert durch witterungsbedingte Einflüsse nach oben verzerrt war.
Technischer Blick auf die Aktienmärkte
Deutschland
Im Dax könnten auch am Freitag Höchststände winken. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex rund zweieinhalb Stunden vor dem Beginn des Xetra-Handels 0,3 Prozent höher auf einen weiteren möglichen Rekord von 17 895 Punkte. Damit würde er das bisherige Jahresplus auf fast 7 Prozent ausbauen.
USA
Die New Yorker Aktienmärkte haben am Donnerstag ihre Rekordrally teilweise wieder aufgenommen. Nach einem relativ verhaltenen März-Auftakt wurden Anleger wieder mutiger. Der technologielastig aufgestellte Nasdaq 100 zog um 1,56 Prozent auf 18 297,99 Punkte an. Während es für den breiter gefassten S&P 500 zu einem Anstieg um 1,03 Prozent auf 5157,36 Zähler reichte, tat sich der Dow Jones Industrial etwas schwerer damit, seine Kursgewinne zu verteidigen. Am Ende stand für den Leitindex der Wall Street aber auch ein Plus von 0,20 Prozent auf 38 791,35 Zähler auf der Kurstafel.
Asien
Die wichtigsten Börsen Asiens haben am Freitag im Sog einer starken Wall Street zugelegt. Der Nikkei 225 stieg um 0,2 Prozent. Der CSI 300 mit großen Werten der Handelsplätze in Shanghai und Shenzhen gewann im späten Handel 0,2 Prozent ein. In der Sonderverwaltungszone Hongkong legte der Hang-Seng-Index zuletzt um 1,4 Prozent zu.
Quelle:
LBBW-Markets.de
Commerzbank/Marktanalyse
dpa-AFX