Überraschung durch die Bank of Japan
Die zweite Wochenhälfte steht ganz im Zeichen der Zentralbanken. Den Auftakt machte heute früh die japanische Zentralbank (BOJ) mit einer viel beachteten Entscheidung: Nach der ersten Zinserhöhung seit 17 Jahren im März dieses Jahres hat die BOJ den Leitzins erneut um 15 Basispunkte auf 0,25 % (obere Spanne) angehoben. Gleichzeitig wurde eine schrittweise Reduktion des monatlichen Ankaufprogramms für japanische Staatsanleihen um rund ¥ 3 Billionen angekündigt, was die Erwartungen des Marktes übertraf. Die BOJ sieht in den jüngsten Lohnzuwächsen und Wirtschaftsdaten genügend Unterstützung für diesen Zinsschritt. Der japanische Yen, der sich seit Mitte Juli in einer Aufwärtsbewegung befindet, reagierte erwartungsgemäß deutlich.
US-Notenbank könnte den Weg ebnen
In den USA wird heute die zweitägige Sitzung der amerikanischen Notenbank enden, und Jerome Powell wird im Anschluss neue Einblicke in die geldpolitische Entwicklung der kommenden Monate geben. Angesichts der bisherigen vorsichtigen Rhetorik der Fed ist eine Zinssenkung äußerst unwahrscheinlich. Stattdessen werden Marktteilnehmer auf Hinweise zu einer möglichen Zinswende im September achten. Die jüngsten Daten zum PCE-Deflator, der die Preisentwicklung des privaten Konsums misst, zeigten im Juni (Y-Y) einen Anstieg von 2,5 %, was auf einen nachlassenden Preisauftrieb hinweist. Dies könnte den Notenbankern entgegenkommen, um die geldpolitischen Zügel in absehbarer Zeit zu lockern. Auch wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass in zwei Monaten die erste Zinssenkung anstehen dürfte.
Inflation steigt, Wachstum sinkt
Gestern kamen enttäuschende Nachrichten aus Deutschland. Während die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,1 % zum Vorquartal sank, lagen die Verbraucherpreise im Juli (Y-Y) mit 2,3 % leicht über den Erwartungen. Dies bestätigt den bereits in den Frühindikatoren erkennbaren Abwärtstrend der Wirtschaft. Besonders besorgniserregend ist, dass andere große europäische Staaten gleichzeitig robuste Wachstumszahlen vermelden konnten. So stieg das BIP in Frankreich trotz der jüngsten Turbulenzen rund um die Parlamentswahlen im zweiten Quartal um 0,3 %, und die Wirtschaftsleistung in Spanien legte sogar um satte 0,8 % zum Vorquartal zu. Deutschland ist zwar aufgrund seiner stärkeren Exportorientierung stärker von der aktuellen Konjunkturabkühlung in China betroffen, aber die schwache Dynamik ist auch auf zahlreiche hausgemachte Probleme zurückzuführen.
Der Tag hat noch mehr zu bieten
Die US-Märkte legten gestern angesichts einer Pause bei den Tech-Aktien deutlich den Rückwärtsgang ein. Der S&P 500 schloss mit einem Minus von 0,5 %, der Nasdaq Composite gab sogar um rund 1,3 % nach. In Europa war die Stimmung etwas besser. Sowohl der Dax als auch der Euro Stoxx 50 kletterten um rund 0,5 % nach oben. Der heutige Tag hat noch eine Reihe weiterer Ereignisse zu bieten. Neben der erwähnten Zinsentscheidung der Fed wird der private Arbeitsmarktdienstleister ADP Zahlen zum Beschäftigungsaufbau im US-Privatsektor im Juli präsentieren. In Europa werden die Juni-Inflationsdaten für die übrigen Euroländer sowie für den gesamten Euroraum veröffentlicht. Unserer Einschätzung nach dürfte die Inflation ihren Abwärtstrend fortsetzen und der HVPI sich im Jahresvergleich auf 2,3 % (nach 2,5 % im Juni) weiter abgeschwächt haben.
Ausblick auf die globalen Aktienmärkte
Deutschland: Moderate Gewinne erwartet
Die Erholung des deutschen Aktienmarktes setzt sich zur Wochenmitte fort, jedoch sind große Kurssprünge vor der Sitzung der US-Notenbank Fed unwahrscheinlich. Der Broker IG berechnete den Dax am Mittwochmorgen mit 18.450 Punkten moderat im Plus. Die Ergebnisse der Fed-Tagung werden erst nach Börsenschluss in Deutschland erwartet, wobei eine Zinssenkung derzeit nicht erwartet wird. Matthew Ryan, Stratege beim Finanzinstitut Ebury, prognostiziert, dass die Fed kurz davor steht, die Zinsen zu senken. Eine Zinssenkung im September sei jedoch bereits eingepreist. Unterschiedliche Signale kommen von den Quartalsbilanzen aus den USA: Microsoft enttäuschte mit dem Wachstum im Cloud-Geschäft, während AMD mit Chips für Künstliche Intelligenz überzeugte. Microsoft-Aktien fielen nachbörslich um 2,6 Prozent, AMD-Papiere stiegen um 7,6 Prozent. In Deutschland legen unter anderem Siemens Healthineers, Fresenius, Adidas und Lufthansa ihre Geschäftszahlen vor.
USA: Durchwachsen
Vor den erwarteten Zinsaussagen der US-Notenbank Fed und weiteren Quartalsbilanzen von Tech-Riesen bewegten sich die wichtigsten US-Aktienindizes in unterschiedliche Richtungen. Das Verbrauchervertrauen, ermittelt vom Conference Board, zeigte im Juli eine leicht bessere Stimmung als erwartet. Der Dow Jones Industrial stieg um 0,50 Prozent auf 40.743,33 Punkte, während der S&P 500 um 0,50 Prozent auf 5.436,44 Punkte fiel. Der Nasdaq 100 verlor 1,38 Prozent und schloss bei 18.796,27 Punkten.
Asien: Gewinne
Die asiatischen Börsen legten am Mittwoch zu. Der japanische Nikkei 225 stieg um 0,1 Prozent. Der CSI 300, der die 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen umfasst, gewann gut zwei Prozent. Ebenso legte der techwertelastige Hang-Seng-Index in Hongkong um zwei Prozent zu.
Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick