Börsen in bester Stimmung
Der deutsche Aktienmarkt zeigt sich seit der Korrektur Anfang des Monats in bester Verfassung. Gestern erreichte der DAX mit 18.912 Punkten ein neues Allzeithoch auf Schlusskursbasis, was einem Tagesgewinn von 120 Punkten bzw. 0,7 % entspricht. Die Gewinne erstreckten sich über alle Branchen, wobei SAP mit einem Plus von 2,0 % besonders hervortrat. Der Euro Stoxx 50 legte sogar um 1,1 % zu, angetrieben durch deutliche Kursgewinne bei ASML, LVMH und SAP. Diese positive Entwicklung wurde durch eine überraschende Entspannung bei den Verbraucherpreisen unterstützt. Deutschlands Inflationsrate sank im August erstmals seit Anfang 2021 unter die 2 %-Marke. Zudem stabilisierte sich das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum, der Indikator der EU-Kommission stieg um 0,8 auf 96,6 Punkte, deutlich stärker als erwartet.
Nvidia verliert die Anlegergunst
Die Vorgaben aus den USA waren hingegen weniger positiv: Nachbörslich meldete der Chip-Marktführer Nvidia beeindruckende Zahlen und Wachstumsraten im Rahmen der Markterwartungen, äußerte sich jedoch vorsichtig für das laufende Geschäftsquartal. Im vierten Geschäftsquartal soll die Produktion der neuesten Chipgeneration Fahrt aufnehmen. Diese Aussicht beruhigte die Händler zunächst, doch letztlich schloss Nvidia mit einem Verlust von 6,4 %. Dies zog auch den S&P 500 und den Nasdaq-Index leicht ins Minus. Bemerkenswerterweise legte der Dow Jones Industrials, der stärker von klassischen Branchen geprägt ist, um 0,6 % zu. Dieses Auseinanderlaufen zeigt, dass die extreme Polarisierung des Marktes auf wenige Titel einer ausgewogeneren Entwicklung weicht, die wieder die Breite des Marktes erfasst. Eine positive Überraschung aus der US-Wirtschaft passte ins Bild: Das BIP-Wachstum im zweiten Quartal wurde auf 3,0 % in der Jahresrate hochrevidiert.
Kamala Harris im Fernsehinterview
US-Vizepräsidentin Kamala Harris gab gestern ihr erstes TV-Interview seit ihrer Nominierung. Beobachtern zufolge schlug sie sich anständig, blieb jedoch vage in Bezug auf ihr Wirtschaftsprogramm. Die Wahl steht nach wie vor auf des Messers Schneide. Der Wahlkampf konzentriert sich auf die entscheidenden Staaten, daher wurde das Gespräch in einem Restaurant in Savannah, Georgia, aufgezeichnet.
US-Preisdaten im Mittelpunkt
Zum Wochenausgang stehen wichtige Inflationszahlen auf der Börsenagenda. Die Verbraucherpreisinflation im Euroraum (HVPI) sollte weiter sinken, nach der gestrigen Überraschung in Deutschland könnte unsere Schätzung von 2,3 % unterboten werden. Am Vormittag wird sich EZB-Direktorin Isabel Schnabel zur Geldpolitik äußern, was die Aufmerksamkeit der Geldhändler auf sich ziehen wird. Am Nachmittag wird dann der PCE-Deflator veröffentlicht. Sollte das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß wie erwartet mit 2,7 % in der Kernrate herauskommen, wäre dies eine weitere Bestätigung für die Fed, bald die Zinsen zu senken. Basierend auf den nachbörslichen Indikationen sah es so aus, als ob der DAX ein weiteres Rekordhoch aufstellen könnte. Die Entwicklung im späten Handel und die ersten Indikationen sprechen jedoch eher dagegen.
Ausblick auf die globalen Aktienmärkte
DEUTSCHLAND: Verschnaufpause nach Rekord
Der DAX dürfte am Freitag etwas von seinem Rekordhoch zurückkommen. Der Broker IG sah den deutschen Leitindex zweieinhalb Stunden vor dem Start 0,3 Prozent tiefer bei 18.858 Punkten. Am Vortag war der DAX mit 18.936 Punkten über seinen bisherigen Höchststand aus dem Mai geklettert und hatte sein Jahresplus auf knapp 13 Prozent ausgebaut. Die Skepsis unter den Anlegern bleibt jedoch hoch, schrieb Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Er verwies insbesondere auf weit unterdurchschnittliche Handelsumsätze.
USA: Dow auf Rekordhoch
Die US-Börsen haben am Donnerstag die Enttäuschung über Nvidia insgesamt recht gut verkraftet. Der Leitindex Dow Jones Industrial kletterte im Verlauf bei rund 41.578 Punkten auf ein Rekordhoch und beendete den Handel mit einem Plus von 0,59 Prozent auf 41.335,05 Punkten. Die Aussicht auf billiges Geld treibt die Börsen an, hieß es am Markt. US-Notenbank-Chef Jerome Powell habe auf dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole die Zinswende für September praktisch zementiert.
ASIEN: Kursgewinne
Die wichtigsten Aktienmärkte in Asien haben zum Wochenausklang zugelegt. Die Hoffnung auf eine Zinswende in den USA im September treibt die Märkte rund um den Globus weiter an. In Japan ging es für den Nikkei 225 um 0,2 Prozent nach oben. Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong legte zuletzt um 1,8 Prozent zu und der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandsaktien war mit plus 1,7 Prozent ähnlich stark.
Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick