Tagesausblick Kapitalmärkte, 29. Juli 2024

EZB behält Lohnentwicklung genau im Blick

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte Isabel Schnabel, Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die EZB derzeit ein besonderes Augenmerk auf die Lohnentwicklung legt. Es sei unklar, ob die kräftigen Lohnzuwächse im Euroraum Teil eines Nachholprozesses infolge des starken Inflationsanstiegs der jüngeren Vergangenheit seien oder Vorboten eines Reallohnwachstums aufgrund des sinkenden Arbeitskräfteangebots. Besonders der Dienstleistungssektor steht unter Beobachtung, da hier der Preisüberwälzungsspielraum aufgrund der hohen Nachfrage höher sei.

PCE-Preise legen im Juni um 0,1 % zu

Ähnliche Überlegungen spielen auch für die US-Notenbank eine Rolle. Das geldpolitische Gremium der US Federal Reserve (FOMC) wird am 30. und 31. Juli tagen und die aktuellen Preis- und Konjunkturdaten genau beobachten, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Zinssenkung im September. Im Juni stiegen die Preise um saisonbereinigte 0,1 % im Vergleich zum Vormonat und um 2,5 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bereinigt um die Preisentwicklung für Nahrungsmittel und Energie mussten amerikanische Haushalte im Juni 0,2 % mehr bezahlen als im Mai bzw. 2,6 % mehr als im Juni 2023. Diese Dynamik entsprach den Angaben für Mai: 0,2 % M/M und 2,6 % Y/Y. Insgesamt zeigt sich keine große Verbesserung, aber die Zahlen stehen einer geldpolitischen Lockerung im September nicht entgegen.

Kassensturz in Großbritannien

Die neue britische Regierung sieht nach einem Kassensturz kaum noch finanziellen Handlungsspielraum für das Land. Die Labour-Regierung unter Premierminister Starmer erklärte, dass eine Durchsicht der öffentlichen Finanzen zeige, dass Großbritannien „pleite und kaputt“ sei. Vertreter der abgewählten Konservativen Partei widersprachen dieser Darstellung und nannten sie einen Vorwand für geplante Steuererhöhungen.

Ausblick auf die globalen Aktienmärkte

Deutschland: Weiter erholt erwartet

Am deutschen Aktienmarkt wird ein freundlicher Start in die neue Börsenwoche erwartet. Anleger könnten sich für Hinweise auf eine baldige Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed positionieren, was positiv für die Aktienmärkte wäre. Der Broker IG taxierte den DAX zwei Stunden vor der Xetra-Eröffnung 0,4 Prozent höher auf 18.500 Punkte. Der DAX pendelt seit Wochen um diese Marke, mit einer Spanne von etwa 18.000 bis knapp 18.900 Punkten. Experten der Commerzbank erwarten, dass die Fed am Mittwoch den Weg für eine Zinssenkung im September bereitet. Auch die Geldpolitik der japanischen Notenbank BoJ könnte den Kurs des Yen beeinflussen, der sich zuletzt stark zum US-Dollar erholt hat.

USA: Im Plus

Nach einer schwachen Woche erholten sich die US-Techwerte am Freitag. Die wichtigsten Indizes in New York legten um jeweils ein Prozent zu. Der Dow Jones Industrial stieg um 1,64 Prozent auf 40.589,34 Punkte, was auf Wochensicht ein Plus von 0,75 Prozent bedeutet. Der S&P 500 stieg um 1,11 Prozent auf 5.459,10 Punkte, und der Nasdaq 100 gewann 1,03 Prozent auf 19.023,66 Punkte. Trotz einer durchwachsenen Quartalsberichtssaison von Techunternehmen verzeichnete der Nasdaq 100 ein Wochenminus von 2,56 Prozent.

Asien: Gewinne

Mit Rückenwind von der Wall Street legten die Börsen Asiens am Montag überwiegend zu. Der japanische Nikkei 225 stieg zuletzt um 2,5 Prozent, nachdem er zuvor durch einen stark erholten Yen-Kurs unter Druck geraten war. Der Zinsentscheid der japanischen Notenbank zur Wochenmitte rückt nun in den Fokus. Der CSI 300, der die 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen umfasst, fiel um 0,3 Prozent, während der Hang-Seng-Index in Hongkong um 1,8 Prozent zulegte. Auch in Australien, Indien und Südkorea gab es Gewinne.

Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick

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