Türkei möchte die Wogen glätten
Die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu, eines der aussichtsreichsten Konkurrenten von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, hat die Türkei in Aufruhr versetzt. Terror- und Korruptionsvorwürfe gegen İmamoğlu lösten die größten Straßenproteste seit über einem Jahrzehnt aus. Viele Demonstranten vermuten, dass die Verhaftung politisch motiviert ist, um einen gefährlichen Rivalen auszuschalten. Diese Ereignisse setzten die türkische Lira massiv unter Druck und führten zu einem Einbruch des Leitindex um 16,6 % – der größte Rückgang seit der Finanzkrise. Finanzminister Simsek und Zentralbankchef Karahan bemühten sich gestern, die Märkte zu beruhigen, indem sie internationalen Investoren versicherten, alles Notwendige zu tun, um die Unruhen zu stabilisieren. Der BIST 100 Aktienindex reagierte positiv und legte um 4,5 % zu.
Freundliche Stimmung hierzulande
Das ifo-Geschäftsklima in Deutschland stieg im März von revidierten 85,3 auf 86,7 Punkte – der dritte Anstieg in Folge. Die Lage verbesserte sich von 85,0 auf 85,7 Punkte, während die Erwartungen von 85,6 auf 87,7 Punkte zogen. Diese Entwicklung ist wenig überraschend, da der bevorstehende Regierungswechsel in Berlin Hoffnungen auf wirtschaftliche Besserung schürt. Die mögliche neue Koalition hat die Erwartungen getrieben, auch wenn die Ursachen für die aufgehellte Lage nicht eindeutig sind. Vorzieheffekte im Vorgriff auf US-Zollerhöhungen oder die Wirkung der EZB-Zinssenkungen könnten eine Rolle spielen. Dennoch bleibt das Enttäuschungspotenzial hoch, da die Auswirkungen der US-Handelspolitik erst im April spürbar werden. Trotz allem deutet der Anstieg des Geschäftsklimas auf eine mögliche Frühjahrsbelebung der Konjunktur hin.
DAX freundlicher als der S&P 500
Mit Rückenwind vom ifo-Geschäftsklima legte der DAX um 1,1 % auf 23.110 Punkte zu. An der Wall Street war die Stimmung gedämpfter: Der S&P 500 stieg bis Handelsschluss um 0,2 %. Die Verbraucherstimmung trübte die Zuversicht der Anleger, da der Index des Verbrauchervertrauens im März auf 92,9 Punkte sank – den niedrigsten Stand seit vier Jahren. Unsicherheit brachte erneut die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, der bedingte Zollsätze ins Spiel brachte. So sollen Käufer von venezolanischem Rohöl mit 25 % Zöllen belegt werden. Heute Nachmittag stehen die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter für Februar im Fokus.
Quellen:
LBBW-Markets.de