Ist die Geldpolitik noch restriktiv?
Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat in der Vergangenheit einige wichtige Weichenstellungen der Europäischen Zentralbank (EZB) vorab signalisiert. Auch dieses Mal könnte es wieder soweit sein. In einem Interview mit der Financial Times deutete Schnabel an, dass die Mitglieder des EZB-Rats demnächst darüber diskutieren werden, ob und wann eine Pause in der Serie der Zinssenkungen angezeigt sein könnte.
Seit Mitte 2024 hat der Rat die Leitzinsen der EZB gesenkt. Zuletzt war dies Ende Januar der Fall, als der maßgebliche Leitzins auf 2,75 % gesenkt wurde. Inzwischen, so Schnabel, sei nicht mehr sicher, ob die Geldpolitik der EZB noch restriktiv sei. Der EZB-Rat werde am 6. März darüber diskutieren, ob in den Bemerkungen zu Beginn der Pressekonferenz, dem Monetary Policy Statement, die Aussage gestrichen werde, dass die Geldpolitik restriktiv sei. Dies würde die Spekulationen darüber intensivieren, wie weit die Zinssenkungen der EZB noch gehen werden und wo die Terminal Rate für die Leitzinsen liegen könnte. Aktuell geht die LBBW davon aus, dass die EZB bis Ende 2025 einen Einlagesatz von 1,75 % anstrebt.
US-Notenbank im Fokus
Wesentlich näher liegen uns die Daten des Tages. Die Erzeugerpreise dürften im Monatsvergleich etwas zulegen. Die Konsumenten im Euroraum dürften im Februar etwas zuversichtlicher geworden sein. In den USA hingegen könnte es Zeichen für eine Konjunkturverlangsamung geben. Sowohl der Philly Fed Index, also der Konjunkturindex für die Region der Federal Reserve Bank of Philadelphia, dürfte im Februar gesunken sein. Der Index der Frühindikatoren, eine Sammlung verschiedener Indikatoren für die gesamten USA, sollte im Januar laut Umfrage unter Volkswirten unverändert geblieben sein, nachdem er im Dezember letzten Jahres noch um 0,1 % gesunken war.
Ausblick auf den heutigen Börsentag
Deutschland: Stabilisierung
Nach den Gewinnmitnahmen vom Vortag dürfte sich der DAX am Donnerstag schon wieder fangen. Am Mittwoch hatte der DAX nach kräftigen Gewinnen und zahlreichen Rekorden nachgegeben und vom Rekordhoch noch 500 Punkte eingebüßt. Inflationsängste und Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel über ein mögliches baldiges Ende des Zinssenkungszyklus belasteten. Ihre Äußerungen ließen viele Börsianer skeptischer werden, betonte Thomas Altmann von QC Partners.
USA: Moderate Gewinne
Der US-Aktienmarkt hat sich am Mittwoch weiter in Rekordhöhen aufgehalten. Größere Bewegungen blieben jedoch aus. Der S&P 500 baute seine Rekordserie aus und schloss mit einem Plus von 0,24 % auf 6.144,15 Punkten. Auch der Nasdaq 100 erreichte einen Höchststand und stand zum Handelsende 0,05 % höher auf 22.175,60 Punkten. Der Dow Jones Industrial blieb ohne Rekord und schloss mit einem Zuwachs von 0,16 % auf 44.627,59 Punkten. Das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung von Ende Januar hinterließ keine Spuren am US-Aktienmarkt. Die Fed-Mitglieder betonten, dass sie weitere Fortschritte bei der sinkenden Inflation sehen wollen, bevor Zinsanpassungen vorgenommen werden. Die Fed hat es nicht eilig, mit Zinssenkungen zu beginnen, kommentierten die Experten von Capital Economics.
Asien: Verluste
Die wichtigsten Börsen Asiens gaben am Donnerstag nach. Im Fokus stehen die aktuelle geopolitische Lage mit Zolldrohungen der neuen US-Regierung und Verbalattacken von US-Präsident Donald Trump gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. In Hongkong gerieten Techwerte nach ihrer jüngsten Rally unter Druck, der Hang Seng fiel zuletzt um 1,3 %, der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandaktien gab um 0,4 % nach. Der Nikkei 225 in Japan sank um 1,4 %.
Quellen:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick