Startschuss für weitere geldpolitische Lockerungen
Die US-Notenbank hat gestern eine bedeutende Zinswende eingeleitet und das Tagesgeldzielband um 50 Basispunkte auf 4,75 % – 5,00 % gesenkt. Dies ist die erste Zinssenkung dieser Größenordnung seit der Finanzkrise 2008, abgesehen von den Maßnahmen während der Corona-Pandemie. Die Entscheidung wurde durch die fortschreitende Abkühlung am Arbeitsmarkt und die weiterhin erhöhte Inflation beeinflusst. Die Fed signalisiert weitere Zinssenkungen um insgesamt 50 Basispunkte bis Ende 2024 und 100 Basispunkte für 2025. In direkter Reaktion auf die Zinssenkung gaben der Dollarindex und die US-Anleiherenditen zunächst nach, zogen dann aber wieder deutlich an.
Abwärtstrend bei Baugenehmigungen setzt sich fort
Die deutsche Baubranche leidet weiterhin unter gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten sowie übermäßiger Bürokratie. Seit 27 Monaten sind die Jahresveränderungsraten der Baugenehmigungen negativ, und in den letzten 22 Monaten waren die Rückgänge sogar zweistellig. Im Juli sanken die Baugenehmigungen für Wohnungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 19 % auf 17.000, was einem Einbruch von rund 45 % im Vergleich zu Juli 2022 entspricht. Eine Trendwende ist nicht in Sicht, und rund 51 % der Unternehmen klagten im August über einen Auftragsmangel im Wohnungsbau. Die Kapazitätsauslastung im Baugewerbe liegt bei rund 68 %, dem Niveau von April 2013. Eine nachhaltige Trendwende bei der Baunachfrage wird erst erwartet, wenn die EZB im späteren Jahresverlauf 2025 ihre Zinsen spürbar gesenkt hat.
US-Wohnbaugeschäft läuft
Im Gegensatz zur deutschen Baubranche läuft das Wohnbaugeschäft in den USA sehr solide. Im August stieg die Zahl der neu begonnenen Projekte auf das Jahr hochgerechnet um fast 10 % auf rund 1,36 Millionen, nach 1,24 Millionen im Juli. Gleichzeitig legte die Zahl der Baugenehmigungen, ein Frühindikator für das künftige Baugeschehen, um rund 5 % auf annualisiert 1,48 Millionen zu.
Andere Notenbanken halten Füße still
Nach der Fed stehen heute weitere Zinsentscheide an. Die Norges Bank, die Bank of England und die türkische Zentralbank dürften jedoch ihre Leitzinsen unverändert lassen. Damit bleiben die jeweiligen Schlüsselsätze bei 4,5 %, 5 % und 50 %.
Ausblick auf die globalen Aktienmärkte
DEUTSCHLAND: Anstieg
Mit einem deutlichen Plus steuert der DAX am Donnerstag wohl wieder seinen jüngsten Rekord bei 18.990 Punkten an. Nach der deutlichen Zinssenkung in den USA taxierte der Broker IG den deutschen Leitindex rund zweieinhalb Stunden vor Xetra-Start ein Prozent höher auf 18.895 Punkte.
USA: Schwächer
Die New Yorker Börsen haben am Mittwoch trotz erneuter Rekorde letztlich nicht von der deutlichen Zinssenkung der Fed profitiert. Der Dow Jones Industrial stellte zwar zunächst den dritten Tag in Folge eine Bestmarke auf. Doch anschließend fiel der US-Leitindex schnell wieder in seine vorherige Lethargie zurück. Er verabschiedete sich 0,25 Prozent tiefer mit 41.503,10 Punkten aus dem Handel. Auch der technologielastige Nasdaq 100 schloss 0,45 Prozent tiefer. Über Nacht haben die Futures aber wieder angezogen.
ASIEN: Gewinne
In Asien hat es am Donnerstag verbreitet Kursgewinne gegeben. In Tokio stiegen die Kurse mit dem nachgebenden Yen, der den japanischen Exportwerten zugutekommt. Nach der großen US-Zinssenkung blicken die Anleger dort gespannt auf die Bank of Japan am Freitag. Der Leitindex Nikkei 225 stieg im späten Handel um 2,5 Prozent. Der CSI 300 mit den chinesischen Festlandwerten legte außerdem 0,8 Prozent zu. In Hongkong kam der Hang Seng 1,7 Prozent höher aus seiner Feiertagspause. Auch in der Sonderverwaltungsregion soll eine Zinssenkung die Wirtschaft ankurbeln.
Quellen:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick