Tagesausblick Kapitalmärkte, 15. Juli 2024

Neuemissionen erreichen fast Rekordniveau

Im ersten Halbjahr 2024 haben Unternehmen eine nahezu rekordhohe Anzahl neuer EUR-Anleihen ausgegeben. Das platzierte Volumen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um beeindruckende 30% auf 265 Mrd. Euro. Nur im von der Corona-Krise geprägten Ausnahmejahr 2020 gab es ein noch höheres Volumen an Neuemissionen. Nach zwei Jahren mit einem unterdurchschnittlichen Emissionsvolumen haben sich die Unternehmen an das höhere Zinsniveau angepasst und die inverse Zinsstruktur für eine längerfristige Finanzierung genutzt. Besonders beliebt bei den neuen Unternehmensanleihen war die Ausstattung als ESG-Bond. Das Volumen der ESG-Neuemissionen stieg in den ersten sechs Monaten 2024 auf 70 Mrd. Euro (+25 % yoy) und erreichte damit einen neuen Halbjahresrekord.

Eine ereignisreiche Woche steht bevor

Die ersten Makrodaten zum Wochenstart kamen bereits früh aus China: Das BIP stieg im 2. Quartal statt des erwarteten Planwerts von 5,0 % nur um 4,7 % (yoy). Die chinesische Industrieproduktion im Juni übertraf dagegen die Erwartungen leicht (+5,3 % yoy statt 5,0 %). Für den Euroraum wird um 11 Uhr ebenfalls die Industrieproduktion veröffentlicht, allerdings erst die Mai-Daten. Wir rechnen hier mit einem Rückgang gegenüber dem Vormonat, geprägt von der schwachen Entwicklung in Deutschland, wo die Industrieproduktion im Mai bekanntlich um 2,5 % zurückging.

In den USA dürfte am Abend eine Rede des Fed-Chefs Powell im Fokus stehen, in der er weitere Signale hinsichtlich der von uns für September erwarteten ersten US-Leitzinssenkung geben könnte. Außerdem wird die Debatte um die Präsidentschaftswahl durch das Attentat vom Wochenende auf den Kandidaten Trump beeinflusst.

Morgen könnten dann die US-Einzelhandelsumsätze für den Monat Juni den Eindruck einer Schwächephase des privaten Konsums verstärken. Für Deutschland stehen am Dienstag die ZEW-Konjunkturerwartungen auf dem Programm, die nach unserer Prognose zum zweiten Mal in Folge rückläufig sein dürften.

Am Donnerstag liefert dann die letzte EZB-Ratssitzung vor der Sommerpause das geldpolitische Highlight der Woche. Eine Leitzinsaktion ist zwar nicht zu erwarten, aber die Marktakteure werden genau darauf achten, wie weit die Notenbanker die Tür für eine weitere Zinssenkung auf der darauffolgenden Sitzung im September öffnen.

Unternehmen starten Berichtssaison

Der Fokus der Investoren richtet sich zudem auf die Quartals- bzw. Halbjahresberichte der Unternehmen. Am Freitag präsentierten bereits die US-Banken Citigroup, JPMorgan Chase, Wells Fargo und Bank of New York Mellon ihre Q2-Zahlen, die gemischt ausfielen. In dieser Woche geht es u.a. mit Johnson & Johnson und Netflix weiter.

Die größten europäischen Unternehmen starten ebenfalls in die Berichtssaison: Heute legt Nordea als erstes Mitglied des Euro Stoxx 50 das Zahlenwerk zum Halbjahresabschluss vor, am Mittwoch folgt der niederländische ASML-Konzern (Maschinen für Halbleiterproduktion), bevor am Freitag der Pharma-Zulieferer Sartorius die Berichtserstattung der DAX-Unternehmen eröffnet.

Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick

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