US-Inflation: Prozess der Verlangsamung stockt
Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im März 2024 gegenüber dem Vormonat um 0,4 %. Die Kerninflation, die Energie und Nahrungsmittel ausschließt, lag ebenfalls bei 0,4 %. Im Jahresvergleich betrug der Anstieg 3,5 % bzw. ohne Energie und Nahrungsmittel 3,8 %. Diese vom US-Arbeitsministerium gemeldeten Daten übertrafen die Konsensschätzungen der von Bloomberg befragten Analysten. Insbesondere die Inflation im Dienstleistungssektor, vor allem die Wohnkosten, verhinderte eine Fortsetzung des Disinflationsprozesses in den USA. Dies dürfte der US-Notenbank Sorgen bereiten.
Fed: Unsicherheit über anhaltende hohe Inflation
Einige Stunden nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten wurde das Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung veröffentlicht. Die Teilnehmer des Offenmarktausschusses äußerten ihre Unsicherheit über das Fortbestehen der hohen Inflation. Sie waren der Ansicht, dass die jüngsten Daten ihr Vertrauen in eine nachhaltige Senkung der Inflationsrate nicht gestärkt hätten.
Marktreaktionen: Sorgen um spätere Zinswende der Fed
Die Sorgen um eine spätere Zinswende der Fed verbreiteten sich schnell. Als Reaktion auf die Veröffentlichung der Inflationsdaten stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen mit 2- und 10-jährigen Laufzeiten um mehr als zehn Basispunkte. Die 2-jährigen US-Treasury-Renditen blieben knapp unter der Marke von 4,99 %, die 10-jährigen US-Renditen erreichten ihr Hoch bei knapp unter 4,57 %.
Entwicklung an den globalen Aktienmärkten
Deutschland:
Am Tag der mit Spannung erwarteten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte sich am deutschen Aktienmarkt zunächst nicht viel bewegen. Der Dax wird am Donnerstag rund zwei Stunden vor dem Start unverändert zum Schlusskurs vom Mittwoch auf 18 097 Punkte erwartet. Eine Zinssenkung durch die EZB wird bereits zum jetzigen Zeitpunkt als unwahrscheinlich angesehen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich auf der Pressekonferenz nach der letzten Sitzung recht deutlich auf den Juni als Zeitpunkt für einen solchen Schritt festgelegt. Die entscheidende Frage ist, ob Lagarde in der Pressekonferenz Hinweise auf das Tempo nach der Entscheidung im Juni liefert. Der Dax hatte sich am Vortag robust gezeigt und Kursverluste nach überraschend hohen Inflationsdaten aus den USA im späten Handel noch aufgeholt.
USA:
Eine überraschend hohe Inflation in den Vereinigten Staaten hat den Investoren an den US-Aktienmärkten die Stimmung vermiest. Der Dow Jones Industrial sackte auf den tiefsten Stand seit acht Wochen ab und schloss mit einem Minus von 1,09 Prozent bei 38 461,51 Punkten. Der marktbreite S&P 500 ging um 0,95 Prozent auf 5160,64 Zähler abwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,87 Prozent auf 18 011,66 Punkte.
Asien:
Eine überraschend hohe Inflation in den USA hat am Donnerstag die Anleger an den Börsen Asiens vorsichtig gestimmt. Die Aussicht auf baldige Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank Fed erhielt durch die Daten einen weiteren Schlag. Japan fiel der Nikkei 225 im späten Handel um 0,4 Prozent. Der CSI 300 mit den wichtigsten Werten, die an den chinesischen Festlandbörsen notiert sind, war kaum verändert. Der Hang Seng der Sonderverwaltungszone Hongkong sank um 0,6 Prozent.
Insgesamt zeigt sich, dass die globalen Aktienmärkte sensibel auf die Inflationsdaten aus den USA reagiert haben und erwarten nun mit Spannung die daraus resultierenden geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken.
EZB-Entscheid im Fokus
Die Marktteilnehmer werden heute wahrscheinlich zunächst die US-Inflationsdaten weiter analysieren. Am Nachmittag steht die Ratssitzung der EZB auf der Tagesordnung. Die Notenbank wird ihre Leitzinsen voraussichtlich zum fünften Mal in Folge unverändert lassen. Im Gegensatz zu den USA hat sich der Preisdruck im Euroraum zuletzt stärker als erwartet verringert. Daher ist es wahrscheinlich, dass EZB-Präsidentin Lagarde die Tür für eine Zinssenkung bei der Juni-Sitzung weit öffnen wird.
Jenseits des Atlantiks erwarten uns heute die Veröffentlichung des US-Produzentenpreisindexes und eine Rede von John Williams, dem Vize des Offenmarktausschusses der US-Notenbank. Nach der gestrigen Inflationsüberraschung dürfte der Produzentenpreisindex Beachtung finden.
Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick