Tagesausblick Kapitalmärkte, 10. April 2024

EZB: Kurs für Zinswende vorgezeichnet

Die erste Wochenhälfte bot wenig Spannung, doch die kommenden Tage versprechen mehr Interesse, insbesondere im Hinblick auf die Notenbanken. Die Richtung scheint klar – zumindest für die Europäische Zentralbank (EZB). Die Inflationsentwicklung im Euroraum ist weiter rückläufig, mit einer Abschwächung des HVPI im März von zuvor 2,6% auf 2,4% Y/Y. Zudem zeigten die gestern veröffentlichten Daten zur Kreditvergabe der Eurobanken einen markanten Rückgang der Kreditnachfrage im ersten Quartal 2024. Angesichts dieser Entwicklungen wird die EZB am morgigen Donnerstag zwar keine Zinssenkung vornehmen, aber wohl das Signal aussenden, dass beim nächsten Termin im Juni die Zinswende bevorstehen dürfte.

Fed: Balanceakt in den USA

In den USA bleibt das makroökonomische Umfeld weiter stabil. Der Arbeitsmarkt zeigte sich im März stark und auch die heute anstehenden Inflationsdaten für den vergangenen Monat dürften darauf deuten, dass der Abwärtstrend in der Preisentwicklung vorerst gestoppt ist. All dies dürfte die Aufgabe der Fed erschweren. Zuletzt warnten einzelne Zentralbanker, dass baldige Zinssenkungen keine ausgemachte Sache seien. Es scheint jedoch klar, dass die EZB noch vor der Fed den ersten Zinsschritt wagen wird. Dies wäre fundamental gerechtfertigt und seitens der EZB auch gut argumentierbar. Ein dauerhaftes Auseinanderlaufen der Zinsen wäre jedoch nicht im Sinne der hiesigen Währungshüter und würde auch zu deutlichem Abwärtsdruck beim Euro-Dollar-Wechselkurs führen.

globale Aktienmärkte

Deutschland: Erholung am Aktienmarkt erwartet

Nach einem kräftigen Rücksetzer am deutschen Aktienmarkt wird zur Wochenmitte eine kleine Erholung erwartet. Der Dax, der auf den niedrigsten Stand seit knapp drei Wochen gefallen war, wird etwas fester erwartet. Es gab den dritten größeren Dax-Verlust seit dem Rekordhoch von Ende März, jeweils gefolgt von Erholungen. Im Fokus stehen die Verbraucherpreise in den USA für den März, die wesentlichen Einfluss auf die Geldpolitik der Notenbank Fed haben.

USA: Zurückhaltung vor US-Inflationsdaten

Vor den anstehenden US-Inflationsdaten haben die US-Aktienmärkte ihre zwischenzeitlich klaren Verluste wettgemacht. Die Erholung erfolgte in Reaktion auf Aussagen von US-Notenbankmitglied Raphael Bostic, der seine Erwartung einer Zinssenkung in diesem Jahr bekräftigte und hinzufügte, dass etwaige Schwächesignale vom Arbeitsmarkt ihn veranlassen würden, frühere und stärkere Zinssenkungen in Betracht zu ziehen.

Asien: Uneinheitlich vor US-Inflationszahlen

Die Anleger an den Börsen Asiens haben sich vor US-Inflationszahlen zurückgehalten. Japan fiel der Nikkei 225 im späten Handel, während der Hang Seng der Sonderverwaltungszone Hongkong stieg. Moderate Gewinne gab es zudem in Australien.

Insgesamt zeigt sich, dass die globalen Aktienmärkte auf die anstehenden Inflationsdaten aus den USA und die daraus resultierenden geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken reagieren. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen durch die Fed waren zuletzt geschwunden, was den Rekordlauf der Aktienbörsen gebremst hatte. Die kommende Woche wird zeigen, wie die Märkte auf die neuen Daten reagieren.

Ausblick: Im Bann der Daten

Für zusätzliche Bewegung dürfte auch die Ende der Woche beginnende Berichtssaison sorgen. Neben der allgemein hohen Bewertung von US-Aktien ist auch auf bisherige Outperformer, wie z.B. die „magnificent seven“, kein Verlass mehr. Neben dem Autokonzern Tesla, der seit Jahresauftakt knapp 30 % seines Marktwertes verlor, hat auch Apple an Strahlkraft verloren und notiert derzeit rund 9% niedriger als noch zum Jahreswechsel. „Fahren auf Sicht“ scheint daher im Moment die beste Devise zu sein.

Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick

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