Tagesausblick Kapitalmärkte, 1. August 2024

KI-Ausgaben treiben Wall Street um

Die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell nach der gestrigen Notenbanksitzung deuten auf eine mögliche US-Zinswende im September hin. Allerdings ist dies noch nicht sicher. Es spricht wenig dafür, dass eine Serie schnell aufeinanderfolgender Lockerungsschritte beginnt. Stattdessen ist eher ein langsamer Abstieg vom Zinsgipfel zu erwarten, da sich die US-Wirtschaft bisher bemerkenswert robust gezeigt hat. Bis zum Jahresende rechnen wir daher mit insgesamt nur zwei Zinssenkungsschritten.

Inflation sinkt nicht weiter

Im Euroraum stieg die Teuerung in der Headline von 2,5 % YoY im Juni leicht auf 2,6 % YoY im Juli, während die Kernrate – ohne die Preise für Energie und Nahrung – bei 2,9 % YoY verharrte. Nach einer Phase stark rückläufiger Teuerungsraten gab es seit einiger Zeit kaum weitere Verbesserungen. Die Kernrate liegt bereits den dritten Monat in Folge unverändert bei 2,9 % YoY. Zwischenzeitlich war sie mit nur 2,7 % YoY schon niedriger. Auch die Headline-Teuerung liegt aktuell um 0,2 Prozentpunkte höher als zu ihrem Verlaufstief im Frühjahr.

Tech-Giganten im Fokus

Nach den in der vergangenen Woche von Alphabet präsentierten Q2-Zahlen folgten bzw. folgen in dieser Woche die mit Spannung erwarteten Quartalsberichte von Microsoft (vorgestern), Meta (gestern) sowie Amazon und Apple (beide heute). Unter den sechs größten Mitgliedern des S&P 500 stehen danach nur noch die Zahlen von Nvidia aus. Microsoft konnte die Erwartungen an den Quartalsgewinn je Aktie zwar knapp übertreffen, jedoch stiegen die Kosten für den Ausbau von Rechenzentren schneller als die Erlöse bei Cloud-Anwendungen. Anleger waren enttäuscht, dass das Unternehmen erwartet, dass sich die milliardenschweren Investitionen in Künstliche Intelligenz erst in fünfzehn Jahren oder später amortisieren werden. Dennoch bleibt den Tech-Unternehmen kaum eine andere Wahl, als groß in KI zu investieren. Dies betonten bereits Alphabet-Chef Sundar Pichai und Metas Mark Zuckerberg, indem sie angaben, dass das Risiko, zu wenig in KI zu investieren, größer sei, als zu viel Geld auszugeben. Metas Zahlen wurden trotz hoher KI-Ausgaben positiv aufgenommen, da parallel hierzu auch die Werbeeinnahmen deutlich stiegen und die Erwartungen übertrafen. Zuckerberg zeigte sich optimistisch, dass der KI-Assistent Meta AI bis Jahresende die weltweite Nummer eins sein wird.

Chinas Konjunktur schwächelt

Heute Nacht wurde der chinesische Caixin-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für Juli veröffentlicht, der deutlich von 51,8 auf 49,8 und damit unter die Expansionsschwelle sank. Sein Pendant, der US-amerikanische ISM, steht für heute Nachmittag auf der Agenda. Zudem tagen die Währungshüter der Bank of England. Marktbeobachter erwarten eine Senkung der Leitzinsen von aktuell 5,25 % auf 5,00 %. Darüber hinaus treffen sich die Vertreter der OPEC+ und diskutieren über ihre künftige Ölförderpolitik. Zuletzt hatte der Ölpreis trotz eskalierender Spannungen im Nahen Osten nachgegeben, da an den Märkten eine rückläufige Ölnachfrage Chinas befürchtet wird.

Ausblick auf die globalen Aktienmärkte

Deutschland: Kaum verändert

Der Dax wird zum Start in den Donnerstag voraussichtlich auf der Stelle treten, trotz der Aussicht auf bald sinkende Leitzinsen in den USA. Rund zwei Stunden vor Handelsbeginn wurde der Dax vom Broker IG mit knapp 18.500 Punkten wenige Zähler unter dem Vortagesschluss taxiert. Zuvor hatte der Dax zwei Tage in Folge leicht zugelegt. Michael Pfister von der Commerzbank deutet auf baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed hin, die am Vorabend die Leitzinsen unverändert ließ, aber Hinweise auf eine mögliche Zinssenkung im September gab. Die Tagesagenda ist gut gefüllt mit Quartals- und Halbjahresbilanzen von Unternehmen wie BMW, MTU, DHL Group und Volkswagen.

USA: Im Plus

Die US-Börsen setzten am Mittwoch ihren Aufwärtstrend fort, insbesondere die technologielastige Nasdaq-Börse. Die bestätigten Leitzinsen und Kommentare der US-Notenbank Fed brachten keine neuen Impulse. Der Dow Jones Industrial sprang zunächst um rund ein Prozent hoch, schloss aber letztlich nur 0,24 Prozent höher bei 40.842,79 Punkten. Im Juli gewann der Dow Jones 4,4 Prozent und erreichte Mitte des Monats ein Rekordhoch von 41.376 Punkten. Der S&P 500 stieg um 1,58 Prozent auf 5.522,30 Punkte, während der Nasdaq 100 um 3,01 Prozent auf 19.362,43 Punkte zulegte und seinen Monatsverlust auf etwa anderthalb Prozent reduzierte.

Asien: Verluste

Die asiatischen Börsen gaben am Donnerstag nach. Der japanische Nikkei 225 fiel um 2,7 Prozent, beeinflusst durch die geldpolitische Straffung der japanischen Notenbank, die den Yen stärkte und möglicherweise die Exportindustrie belastet. Auch die US-Notenbank Fed stellte eine Zinssenkung im September in Aussicht, was den Yen weiter unterstützte. Der CSI 300 der chinesischen Festlandbörsen sank um 0,4 Prozent, und der Hang-Seng-Index in Hongkong verlor 0,2 Prozent.

Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick

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