Rückblick auf die vorangegangene Börsenwoche:
Aktienmärkte verharren auf hohem Niveau
Zinsumfeld
Die vergangene Woche war geprägt von der Sitzung der US-Notenbank, die als Highlight galt. Wie erwartet wurde der Zielkorridor für die Fed Funds bei 5,25% bis 5,50% beibehalten. Die Währungshüter wiesen darauf hin, dass in den letzten Monaten keine Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung erzielt wurden. Fed-Chef Jerome Powell stellte klar, dass eine Zinserhöhung in naher Zukunft unwahrscheinlich ist.
Aktienmärkte
Diese Entscheidung bedeutet für die Aktienmärkte, dass die Leitzinsen voraussichtlich länger als bisher erwartet auf dem aktuellen hohen Niveau bleiben werden. Daher sind kurzfristig keine positiven Impulse für die Börsen von der Zinsseite zu erwarten. Die meisten globalen Leitindizes konsolidieren auf recht hohen Niveaus, ohne dass die Indizes bisher substanziell nachgegeben haben.
Die robusten Quartalszahlen und Ausblicke der großkapitalisierten US-Tech-Giganten wie Amazon und Apple, die eine Rückkehr zum Wachstum und ein Aktienrückkaufprogramm ankündigten, sorgten in der vergangenen Woche wieder für Zuversicht an den Börsen.
Auf der anderen Seite gab es Unternehmen, die mit ihren Quartalsberichten oder Ausblicken nicht überzeugen konnten. Im Dax waren dies vor allem Automobilunternehmen wie VW, Porsche, Mercedes Benz und Daimler Truck. Die Aktie der Deutschen Bank litt unter Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank. Die größte Überraschung war jedoch Philips. Nach Beilegung eines Rechtsstreits in den USA um fehlerhafte Beatmungsgeräte stieg die Aktie auf Wochenbasis um 26%, notierte aber am Freitagvormittag (11 Uhr) rund 14% unter dem Wochenhoch von 29,10 Euro je Aktie.
Regionale Highlights
Auf regionaler Ebene stach in der vergangenen Woche vor allem der H-Index in Hongkong hervor. Er legte um weitere 4,4% zu und setzte damit seine Rally fort. Der Nikkei 225-Index gewann rund 0,8% an Wert. Der Yen setzte seine Aufwertung gegenüber dem USD fort und gewann rund 3%. Es wurde spekuliert, dass die Bank of Japan möglicherweise zugunsten des Yen intervenieren könnte.
Entwicklung der Rohstoffpreise
Der Ölpreis verlor auf Wochenbasis deutlich an Wert (-6%). Auch der Goldpreis gab im Berichtszeitraum um rund 1,5% nach.
Ausblick auf die Börsenwoche:
Die kommende Woche bietet nach dem Datenfeuerwerk der letzten Tage eine willkommene Gelegenheit zur Reflexion, da der Datenkalender vergleichsweise dünn ist. Trotz Feiertagen in Asien, UK und Kontinentaleuropa am Montag und Donnerstag, werden die Leitbörsen in den USA weiterhin handeln, was auch bei dünnerem Handel größere Bewegungen ermöglicht.
Konjunkturdaten und Erwartungen
Am Montag werden die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungsbereich im Euroraum veröffentlicht, die die Aprildaten für Spanien, Italien und die Eurozone vervollständigen. Diese Daten dürften den relativ guten Zustand des Dienstleistungsbereichs bestätigen, mit nahezu unveränderten Werten von 52,9 im Euroraum.
Es bleibt abzuwarten, ob die deutsche Industrie nach dem jüngsten starken Anstieg der Produktion eine nachhaltige Verbesserung erzielt hat. Es wird erwartet, dass die Industrieproduktion im März wieder ein deutliches Minus von -2,0% m/m aufweisen wird. Ein leichtes Plus bei den Auftragseingängen für März (+1,0% m/m) könnte jedoch Hoffnung auf eine bevorstehende Wende wecken.
Trotz dieser zarten Anzeichen einer Besserung in Europa, könnte die EZB sich bestärkt fühlen, ihre für Juni quasi schon angekündigte Leitzinssenkung weiter vorzubereiten.
Situation in den USA
In den USA herrscht eine ungewöhnliche Datenebbe. Neben den zuletzt sehr stabilen Erstanträgen wird am Freitag der Maiwert des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan veröffentlicht. Es wird ein leichter Rückgang auf 77 erwartet, was auf die anhaltende Inflation und eine leichte Abkühlung am Arbeitsmarkt zurückzuführen ist.
Deutsche Wirtschaft und Inflation
Die deutsche Wirtschaft hat nach der Flaute 2023 zu Beginn des Jahres 2024 etwas an Tempo gewonnen, mit einem Anstieg des BIP um 0,2% im ersten Quartal 2024. Besonders die Bauwirtschaft setzt positive Akzente. Trotz eines sichtbaren Plus steht für das Gesamtjahr 2024 eine zurückhaltende Prognose von +0,3% im Raum.
Die Inflationsrate in Deutschland blieb im April stabil bei 2,2%. Nahrungsmittelpreise stiegen um 0,5% im Jahresvergleich, während Energiepreise um 1,2% sanken. Die Preise für Dienstleistungen stiegen im April deutlich um 3,4% an. Diese Entwicklung könnte den Weg für eine Senkung der Leitzinsen durch die EZB bei ihrer Sitzung am 6. Juni um 25 Basispunkte ebnen.
Aktienmärkte
Die Aktienmärkte haben zuletzt auf den immer weiter nach hinten rückenden Termin für eine erste US-Leitzinssenkung reagiert und seit ihren Höchstständen mehrere Prozente abgegeben. Trotz dieser Entwicklung ist die Sorge um Enttäuschungen bei den Megacaps, insbesondere bei fünf der sechs größten US-Techs, die ihre Zahlen zum 1. Quartal 2024 vorgelegt haben, vom Tisch. Das durch Künstliche Intelligenz getriebene Gewinnwachstum scheint weiterhin intakt zu sein, wenn auch mit reduzierter Dynamik.
In dieser Jahreszeit fragen sich die Anleger, ob sie der “Sell in May”-Maxime folgen sollten. Allerdings fließen dem DAX im Mai so viele Dividenden zu, dass er erst dann sinken würde, wenn die Kurse um 2,4% oder mehr nachgeben. Historisch gesehen beginnt die Sommerflaute meist erst im Juli. Sollten die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas scheitern, könnte dies die Stimmung weiter dämpfen.
Rohstoffmarkt: Fokus auf Platin
Der Preis für eine Feinunze Platin liegt derzeit bei rund 940 US-Dollar, was knapp 4% günstiger ist als zu Jahresbeginn. Die aktuellen Fundamentaldaten deuten nicht auf weiter fallende Preise hin. Obwohl die Bestände an börsengehandelten Platin-ETCs seit Januar leicht gesunken sind und die industrielle Nachfrage aus der Glasindustrie im Jahr 2024 voraussichtlich um 10% unter dem Vorjahr liegen wird, haben sowohl China als auch Hongkong im ersten Quartal dieses Jahres so viel Platin importiert wie seit 2017 nicht mehr.
Gleichzeitig haben die USA die Importe von Platin weiter gesteigert. Vor allem spekulative Anleger haben für Preisdruck gesorgt. Sie haben die volatile Preisbewegung der vergangenen Wochen zu Absicherungsgeschäften genutzt und über 1 Millionen Feinunzen verkauft. Eine steigende Bedeutung von Platin als Katalysator bei der Wasserstoffelektrolyse dürfte den Preis weiter stabilisieren.
Quelle:
LBBW Kapitalmaerkte_Weekly
Commerzbank Markteinschätzung