Rückblick auf die vergangene Börsenwoche
Anleihen und Zinssenkungserwartungen
In der vergangenen Woche zeigten sich die Rentenmärkte in einer positiven Stimmung. Die Renditen der Staatsanleihen, insbesondere die der 10-jährigen Bundesanleihen und US-Treasuries, sanken merklich. Dies war vor allem auf die Signale der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen, die eine mögliche Zinssenkung im Juni signalisierten. Diese Aussichten auf eine Zinssenkung führten zu einer verstärkten Nachfrage nach Anleihen und damit zu sinkenden Renditen.
Wirtschaftsdaten
Die Wirtschaftsdaten, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, konnten die Erwartungen der Märkte nicht erfüllen. In Deutschland waren die Auftragseingänge in der Industrie enttäuschend, obwohl die Produktion im Januar um 1,0% M/M zulegte. Allerdings wurde dieser Wert im Vormonat nach unten revidiert, was die Stimmung der Anleger dämpfte.
Inflationsprognosen und Notenbanken (EZB, FED)
Die EZB hielt ihre Ratssitzung ab und entschied sich, die Leitzinsen unverändert zu lassen. In ihrem Kommuniqué wiederholte die EZB, dass das gegenwärtige Leitzinsniveau die Inflation langfristig auf das Ziel von 2% zurückbringen werde, sofern es „ausreichend lange“ beibehalten werde. Darüber hinaus deutete EZB-Präsidentin Lagarde zum ersten Mal an, dass die EZB eine erste Zinssenkung im Juni für möglich hält. Diese Aussage wurde von den Märkten positiv aufgenommen und führte zu einer weiteren Stärkung der Rentenmärkte.
Die EZB senkte ihre Inflationsprognose für dieses Jahr von 2,7% auf 2,3%. Die Kernrate wurde von 2,7% auf 2,6% zurückgenommen. Die Wachstumsprognose für den Euroraum ging von 0,8% auf 0,6% zurück.
Fed-Chef Powell äußerte, dass eine Zinssenkung „nicht weit“ entfernt angemessen sein dürfte. Diese Aussage wurde vom Markt als Hinweis auf eine Zinssenkung im Juni interpretiert. Der US-Dollar gab daraufhin deutlich nach. Der Euro stieg um einen halben Cent auf fast 1,0950 US-Dollar.
Aktienmärkte und Bitcoin
Die Aktienmärkte konsolidierten zu Wochenbeginn. Nach dem Kursaufschwung der vergangenen Woche wurde die Luft zunächst dünner. Ab Donnerstag legten die Aktienmärkte wieder kräftig zu. Das Kommuniqué der EZB und insbesondere die gesenkten Inflationsprojektionen sorgten für neue Impulse. Schließlich konnte der DAX so seine zuletzt unterbrochene Rekordjagd weiter fortsetzen und erreichte ein neues Rekordhoch von 17.879 Punkte.
Seit Jahresbeginn konnte der Bitcoin in Euro gerechnet in der Spitze knapp 68 % an Wert gewinnen. Damit übertraf die Kryptowährung den bisherigen Höchststand vom Oktober. Verantwortlich für diesen Preisanstieg ist die anhaltend hohe Nachfrage nach den zu Jahresbeginn in den USA zugelassenen Bitcoin-ETFs. In den vergangenen zwei Monaten beliefen sich die Nettozuflüsse in diese ETFs auf über sieben Milliarden US-Dollar.
Ausblick auf die kommende Börsenwoche
Zinssenkungsaussichten und US-Preisdaten
Als der Monat begann, schien es, als ob Investoren vorsichtiger würden und beginnen könnten, größere Gewinne zu realisieren. Aber dann brachten die beiden wichtigen Zentralbanken – die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) – neue Impulse. Vor allem die von der EZB nach unten korrigierten Inflationsprognosen wurden von den Investoren positiv aufgenommen. Dennoch betonen die Vorsitzenden der Zentralbanken weiterhin die potenziellen Inflationsrisiken und planen, nur schrittweise über erste Maßnahmen zur Zinssenkung zu entscheiden.
In der kommenden Handelswoche dürften vor allem die neuesten US-Preisdaten im Mittelpunkt stehen. Im Januar hatte eine überraschend hohe US-Inflation für Unsicherheit an den Märkten gesorgt. Die Daten für Februar müssen nun Klarheit darüber schaffen, ob dieser Anstieg ein Ausreißer war oder ob er nachhaltig ist.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Kerninflationsrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) im Februar um weitere 0,3% gestiegen ist. Damit dürfte die Kerninflationsrate mit 3,7% J/J (nach 3,9%) weiterhin sehr hoch bleiben. Obwohl die Mieten aufgrund der nachlassenden Erhöhungen bei Neuvermietungen eher nachlassen sollten, dürfte dieser Effekt durch die steigenden Preise für Dienstleistungen überkompensiert werden. Diese sind zuletzt aufgrund der anziehenden Lohnkosten – insbesondere der Dienstleistungsbereich ist sehr arbeitsintensiv – deutlich gestiegen, wie unter anderem an den Preisen für Hotelübernachtungen zu sehen ist. Die Gesamtinflationsrate dürfte angesichts der wieder gestiegenen Energiepreise mit +0,4% sogar noch deutlicher als im Vormonat zugelegt haben. Damit bliebe die Inflationsrate bei 3,1% J/J. Diese Daten könnten die zuletzt wieder aufgekommenen Hoffnungen auf eine Zinssenkung etwas dämpfen. Der Trend der Zinssenkungserwartungen dürfte aber bestehen bleiben, denn an Zinssenkungen der Fed ab Mitte des Jahres dürfte das nichts ändern.
Konjunkturdaten und Berichtssaison
Nach den Preisdaten werden in den USA insbesondere ab Donnerstag eine Reihe weiterer Konjunkturdaten veröffentlicht. Neben etwas besser erwarteten Einzelhandelsumsätzen und einer unveränderten Industrieproduktion dürfte dabei vor allem das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan im Fokus stehen. Dies hatte sich zuletzt in der zweiten Schätzung überraschend eingetrübt und damit die schwächere Tendenz der Erhebung des Conference Board bestätigt. Hier wird mit einer leichten Stabilisierung gerechnet. Im Euroraum und in China stehen keine wichtigen Daten an.
Die US-Berichtssaison neigt sich dem Ende zu. In der nächsten Woche erwarten wir nur noch die Nachzügler Oracle und Adobe. In Europa werden vor allem aus dem Dax 40 noch einige interessante Jahresdaten wie von E.ON, RWE, Adidas, Rheinmetall und Zalando veröffentlicht.
Aktienmärkte
Trotz Konjunkturschwäche, Ukraine, Nahostkonflikt, Trump bleiben die Anleger ruhig. Allerdings wird die Hausse nur von einer Minderheit der Werte getragen. Wir gehen davon aus, dass die Perspektive einer zweiten Präsidentschaft Trump mit ihren für Europa potenziell sehr negativen Folgen in Bezug auf Sicherheit und Handel an den Börsen bald in den Vordergrund rücken wird. Die Haltung der Anleger spiegelt weniger Zuversicht wider, sondern eher Sorglosigkeit und die Furcht, etwas zu verpassen. Bis die Geldpolitik auf Expansion schaltet und die Konjunktur belastbare Erholungssignale sendet, dürfte noch Zeit vergehen. Daher erwarten wir zunehmende Gewinnmitnahmen und im Sommerhalbjahr eine Konsolidierung an den Börsen.
Quelle:
Commerzbank Markteinschaetzung Wochenausblick
LBBW Kapitalmaerkte_Weekly_KW7