Rückblick auf die vergangene Börsenwoche
EZB-Ratssitzung und Inflationsentwicklung
Die Europäische Zentralbank (EZB) hielt ihre Ratssitzung ab, bei der die Leitzinsen unverändert gelassen wurden. Es gab jedoch kontroverse Diskussionen über den “richtigen” Zeitpunkt für eine erste Zinssenkung. Die Zinssenkungserwartungen für die EZB und die US-Notenbank Fed sind in der vergangenen Woche leicht zurückgegangen. Ein voller Zinssenkungsschritt (25 Basispunkte) wird aktuell erst im Juli eingepreist. Die Inflationsrate in Deutschland lag im Februar bei 2,5 %. Dies teilte Destatis am Donnerstag nach einer ersten Schätzung mit. Im Januar lag die Rate noch bei 2,9 %. Dennoch ist eine Zinssenkung vorerst keine Option. Joachim Nagel, EZB-Ratsmitglied und Chef der Bundesbank, warnte vor zu frühen Zinssenkungen und betonte dabei den Mangel an verlässlichen Daten, die signalisieren, dass die Inflation 2025 das Ziel von 2 % erreichen wird.
Dennoch erwartet der Kapitalmarkt, dass die EZB in den kommenden Monaten die Zinsen senken wird. Insgesamt könnte die EZB vier Zinssenkungen vollziehen, drei in diesem Jahr und eine im nächsten.
Arbeitsmarktdaten
Im Fokus der Konjunkturdaten standen die Arbeitsmarktdaten für Februar. Im Januar stieg die Zahl der Beschäftigten um 353 Tsd., der stärkste Anstieg seit Januar 2023. Für Februar wird ein Stellenzuwachs um 200 Tsd. erwartet bei einer unverändert niedrigen Arbeitslosenquote von 3,7%. Die Deutschen bleiben weiter im Sparmodus, so der Tenor der neuesten Erhebung der Marktforschungsinstitute GfK und NIM im Februar.
Aktienmärkte und Zinssenkungserwartungen
Trotz gestiegener Sorgen um die Lage in der Ukraine, enttäuschender US-Makrodaten und marktweiter Gewinnabwärtsrevisionen setzten die Aktienmärkte ihre Rally fort und markierten teilweise neue Allzeithochs. Die Zinssenkungserwartungen für die EZB und die US-Notenbank Fed sind diese Woche leicht zurückgegangen. Ein voller Zinssenkungsschritt (25 Basispunkte) wird aktuell erst im Juli eingepreist.
Rohstoffe: Ölpreise und Metallmärkte
Nachdem der Ölpreis Anfang Februar bis auf 77 US-Dollar eingebrochen war, ging es anschließend wieder nach oben. Brent hält sich mittlerweile seit drei Wochen über der Marke von 80 US-Dollar. An den Metallmärkten schaut man auf den Volkskongress in China: Da das Wachstumsziel wohl bescheiden ausfallen wird, dürften die Preise von dieser Seite aber wohl kaum Rückenwind bekommen.
Ausblick auf die neue Börsenwoche
Aktienmärkte: Potenzielle Fortsetzung der Rally
Die Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche trotz einer Reihe von Sorgenpunkten, darunter die Lage in der Ukraine und enttäuschende US-Makrodaten, ihre Rally fortgesetzt und teilweise neue Allzeithochs markiert. Diese Entwicklung wird jedoch nicht von der Breite des Marktes getragen. Während in den USA insbesondere die Tech-Schwergewichte mit KI-Phantasie haussieren, hinkt der Großteil der Werte hinterher oder gibt sogar schon seit Monaten im Kurs nach.
In der kommenden Woche könnten weitere Konjunkturmaßnahmen in China den Aktienmärkten kurzfristig weiteren Rückenwind geben. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um die Rally fortzusetzen, insbesondere angesichts der hohen Erwartungen, die an die sogenannten Hype-Werte geknüpft sind. Ein lediglich noch ordentliches anstatt eines extremen Gewinnwachstums könnte diese Werte bereits ins Straucheln bringen.
Zinssenkungserwartungen und Inflationsprognose
In der kommenden Woche dürften die Zinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer, die in den letzten Wochen für die EZB und Fed zurückgingen, sich allmählich stabilisieren. Die Renditen dürften aber zunächst eher auf dem hohen Niveau verharren. Es wird erwartet, dass die EZB in den kommenden Monaten die Zinsen senken wird. Insgesamt dürfte die EZB vier Zinssenkungen vollziehen, drei in diesem Jahr und eine im nächsten. Allerdings mehren sich insgesamt die Zeichen, dass die Talfahrt der deutschen Inflationsrate bald ein Ende finden könnte. So dürften die Energiepreise in den kommenden Monaten – auch wegen der wieder höheren Mehrwertsteuer auf Gas und höherer Netzentgelte bei Strom – eher wieder etwas höher sein als im jeweiligen Vorjahresmonat. Wir gehen weiter davon aus, dass sich die Kernteuerungsrate im Verlauf dieses Jahres deutlich über dem EZB-Ziel von 2% stabilisieren wird. Dies spricht erst einmal nicht für schnelle Zinssenkungsschritte der EZB.
Rohstoffmärkte: Stabile Ölpreise und fehlender Schwung bei Metallen und Gold
Die Ölpreise haben sich in den letzten Wochen stabilisiert und halten sich über der Marke von 80 US-Dollar. Dies wird durch geopolitische Spannungen und ein knappes Angebot der OPEC+ gestützt. In der kommenden Woche wird eine Ankündigung der OPEC+ erwartet, die für das laufende Quartal geltenden Förderkürzungen in Höhe von 2,2 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) auch auf Q2 auszudehnen. Dies dürfte das Ölangebot weiter relativ knapp halten und dazu beitragen, den Ölpreis auf dem aktuellen Niveau zu stabilisieren.
An den Metallmärkten richtet sich der Blick auf den Volkskongress in China. Da das Wachstumsziel wohl bescheiden ausfallen wird, dürften die Preise von dieser Seite aber wohl kaum Rückenwind bekommen. Am Goldmarkt dürfte es zwar mittel- bis langfristig bergauf gehen, aber kurzfristig fehlt es an Schwung. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies in der kommenden Woche ändern wird.
Quelle:
Commerzbank Markteinschaetzung Wochenausblick
LBBW Kapitalmaerkte_Weekly_KW7