Die Woche: ein Rück- und Ausblick auf KW 17/ 2024

Rückblick auf die Börsenwoche:
Konsolidierung auf hohem Niveau

Die vergangene Handelswoche war geprägt von einer stabilen Performance der globalen Aktienmärkte. Trotz kleinerer Schwankungen blieben die Indexveränderungen im Großen und Ganzen recht begrenzt, was auf eine Fortsetzung der Konsolidierung auf hohen Niveaus hindeutet.

Aktienmarkt-Performance: Unterschiedliche Entwicklungen

Der Nasdaq Composite-Index und der Nikkei 225-Index konnten jeweils ein leichtes Plus von 1% verzeichnen, während der Dax auf Wochenbasis unverändert blieb. Im Gegensatz dazu zeigten die A-Aktien in China eine schwächere Tendenz und gaben durchschnittlich um 1,6% nach. Auch in Hongkong wurden nach dem zweimonatigen Aufwärtstrend Gewinne realisiert.

Zinssenkungshoffnungen und robuste Wirtschaft in den USA

In den USA sorgten vor allem gesunkene Zinssenkungshoffnungen für Gegenwind. Trotz einer robusten Wirtschaft fielen die Verbraucherpreise erneut höher aus als erwartet.

Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB)

Die Entscheidung der EZB, den Leitzins unverändert bei 4,5% und den Einlagenzins bei 4,0% zu belassen, hatte kaum Einfluss auf die Börsen, da dieser Schritt weitgehend erwartet wurde. Allerdings deutete die EZB eine mögliche Zinswende für Juni an, was zu einer spürbaren Erholung der Kurse in Europa am Freitagvormittag führte.

Renditeentwicklung: Anstieg in Deutschland und den USA

Die Rendite für die zweijährige deutsche Bundesanleihe stieg auf Wochenbasis leicht von 2,87% auf 2,89%. In den USA war der Renditeanstieg stärker. Die Rendite für die zehnjährige US-Staatsanleihe kletterte von 4,4% auf 4,53%. Hier belasteten die robusten Konjunkturdaten und die höher als erwartet ausgefallenen Verbraucherpreise.

Sektorenperformance: Rohstoffe und IT-Werte gefragt

Auf europäischer Sektorenebene waren vor allem Titel aus dem Bereich Rohstoffe gesucht (+4,5%), während Versicherungstitel im Schnitt um 1,5% fielen. In den USA waren IT-Werte (+2,8%) am stärksten gesucht, und am Performanceende rangierten Immobilientitel (-1,4%).

Entwicklung der Rohstoffpreise: Ölpreis gibt nach, Goldpreis steigt

Der Ölpreis gab im Wochenvergleich um fast 2% nach, während der Goldpreis seine Hausse fortsetzte und weitere 2,8% gewann.

Ausblick auf die kommende Börsenwoche:
Wachstum trotz Zinserhöhungen

US-Konjunktur: Wachstum trotz Leitzinserhöhung

Trotz einer kräftigen Leitzinserhöhung von 5,25 Prozentpunkten durch die US-Notenbank, dürften die Daten in der kommenden Woche bestätigen, dass die US-Konjunktur weiterhin auf einem Wachstumspfad ist. Für die Einzelhandelsumsätze (Montag) im März wird ein Anstieg um 0,4% M/M erwartet, obwohl Branchendaten auf einen leichten Rückgang der Autoverkäufe hindeuten. Insbesondere die Umsätze mit Baumaterial dürften vom milden März-Wetter in den USA profitiert haben. Für die Industrieproduktion (Mittwoch) gehen die Markterwartungen ebenfalls von einem Wachstum von 0,4% aus. Damit hat die US-Wirtschaft genügend Schwung, um eine Rezession zu vermeiden, auch wenn das Wachstum nun nachlassen dürfte. Für das erste Quartal wird ein Wachstum mit einer Jahresrate von 2,0% erwartet, nach 3,4% und 4,8% in den Vorquartalen.

Chinesische Konjunktur: Wachstum trotz Immobilienkrise

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Krise am chinesischen Immobilienmarkt dürften Investoren gebannt die chinesischen Konjunkturdaten studieren. Es wird prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt (Dienstag) im ersten Quartal um 4,5% J/J gewachsen ist. Die Industrieproduktion (Dienstag) hat wohl im März um 5,5% J/J zugelegt, und für die Einzelhandelsumsätze (Dienstag) wird ein Zuwachs um 4,5% J/J erwartet. Diese Prognosen liegen leicht unter den Markterwartungen.

Gewinnsaison: Fokus auf DAX, Europa und US-Bankensektor

Mit Beiersdorf (Dienstag) und Sartorius (Donnerstag) starten Unternehmen aus der zweiten Reihe die DAX-Gewinnsaison. In Europa dürften die Zahlen von LVMH (Dienstag) und L’ Oreal (Donnerstag) im Mittelpunkt stehen, nachdem zuletzt Sorgen vor einer sich abschwächenden Nachfrage nach Luxusgütern auf dem Börsenparket die Runde gemacht haben. Bei Rio Tinto (Mittwoch) und BHP Group (Donnerstag) dürften Investoren auf Kommentare warten, ob sich im wichtigen China-Geschäft die Nachfrage belebt. Und mit ASML (Mittwoch) legt ein europäisches Technologie-Schwergewicht Quartalszahlen vor.

Im US-Bankensektor setzen Goldman Sachs (Montag), Bank of America (Dienstag) und Morgan Stanley (Dienstag) die Gewinnsaison fort. Die Zahlen von Regionalbanken wie Bank of New York Mellon (Dienstag) und U.S. Bancorp (Mittwoch) dürften auf Schwächesignale abgeklopft werden. Außerhalb des Bankensektors werden wohl die Quartalsberichte von Johnson & Johnson (Dienstag), Netflix (Donnerstag), Procter & Gamble (Freitag) und American Express (Freitag) im Mittelpunkt stehen.

Konjunktur: Positive Stimmungsindikatoren setzen sich fort

Im April zeigte sich eine unerwartete Aufhellung der Stimmung unter Finanzanalysten aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen stieg auf 42,9 Punkte, im Vergleich zu 31,7 Punkten im Vormonat, und übertraf damit die Erwartungen der Volkswirte. Der Index zur aktuellen Konjunkturlage verbesserte sich allerdings nur leicht auf minus 79,2 Punkte. Der Trend positiver Stimmungsindikatoren setzt sich damit zum neunten Mal in Folge fort, während die Einschätzung der aktuellen Lage sich nur marginal verbessern konnte. Dies spricht noch nicht für eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende.

Anleihen: Renditehochs vorerst nicht überschritten

Nach den überraschend hohen US-Verbraucherpreiszahlen handelten die Bundrenditen wieder in Schlagdistanz zu ihren Jahreshochs. Da nächste Woche nur wenig neue Impulse auf dem Datenkalender stehen, werden die Renditehochs aber wohl vorerst nicht überschritten.

US-Fed und EZB: Strenge Geldpolitik und Leitzinssenkungen

US-Fed-Chef Jerome Powell hat angesichts der anhaltend hohen Inflation in den USA die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen gedämpft. Mit Blick auf die jüngsten Inflationsdaten betonte der Fed-Chef, dass diese keine größere Zuversicht für eine baldige Zinssenkung vermitteln konnten und die Fed so lange wie nötig auf eine strenge Geldpolitik setzen werde. Damit dürften die amerikanischen Notenbanker frühestens im Juli eine Leitzinsanpassung vornehmen. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat bereits ab Juni die Leitzinsen nach unten schleusen wird und bis zum Jahresende 2024 vier Senkungen um jeweils 25 Basispunkte erwartet werden.

Aktien: Konsolidierung und Favoritenwechsel

Nach dem deutlichen Anstieg des DAX-Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 10 im Herbst 2023 auf aktuell 13 gönnt sich der deutsche Aktienmarkt derzeit eine Verschnaufpause. An den Weltbörsen hat offenbar die schon länger erwartete Konsolidierung eingesetzt. Aus der nun beginnenden Berichtssaison werden keine positiven Impulse erwartet, die stark genug wären, um die Belastungen zu kompensieren. Vielmehr erlahmen bisherige Zugpferde wie ASML oder SAP. Die Konsolidierung könnte daher auch den von uns erwarteten Favoritenwechsel weg von den am höchsten kapitalisierten Gesellschaften bringen.

Rohstoffe: Geopolitische Entwicklung und Gegenwind aus China

Die Ölpreise dürften vor allem durch die geopolitische Entwicklung getrieben werden. Den Industriemetallpreisen droht derweil Gegenwind aus China, da die BIP-Daten wohl etwas enttäuschen dürften. Der Goldpreis eilt momentan von einem Rekord zum nächsten. Ende letzter Woche wurde eine neue Höchstmarke bei knapp 2.432 US-Dollar erreicht. Das Edelmetall ist damit in nur zwei Monaten um mehr als 22 % gestiegen. Sobald die Spekulanten aber die Reißleine ziehen, dürfte es mit dem Goldpreis auch wieder nach unten gehen.

Quelle:
LBBW Kapitalmaerkte_Weekly
Commerzbank Markteinschätzung

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