Rückblick auf die Börsenwoche:
Konsolidierung auf hohem Niveau
Die vergangene Handelswoche war geprägt von einer stabilen Performance der globalen Aktienmärkte. Trotz kleinerer Schwankungen blieben die Indexveränderungen im Großen und Ganzen recht begrenzt, was auf eine Fortsetzung der Konsolidierung auf hohen Niveaus hindeutet.
Aktienmarkt-Performance: Unterschiedliche Entwicklungen
Der Nasdaq Composite-Index und der Nikkei 225-Index konnten jeweils ein leichtes Plus von 1% verzeichnen, während der Dax auf Wochenbasis unverändert blieb. Im Gegensatz dazu zeigten die A-Aktien in China eine schwächere Tendenz und gaben durchschnittlich um 1,6% nach. Auch in Hongkong wurden nach dem zweimonatigen Aufwärtstrend Gewinne realisiert.
Zinssenkungshoffnungen und robuste Wirtschaft in den USA
In den USA sorgten vor allem gesunkene Zinssenkungshoffnungen für Gegenwind. Trotz einer robusten Wirtschaft fielen die Verbraucherpreise erneut höher aus als erwartet.
Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB)
Die Entscheidung der EZB, den Leitzins unverändert bei 4,5% und den Einlagenzins bei 4,0% zu belassen, hatte kaum Einfluss auf die Börsen, da dieser Schritt weitgehend erwartet wurde. Allerdings deutete die EZB eine mögliche Zinswende für Juni an, was zu einer spürbaren Erholung der Kurse in Europa am Freitagvormittag führte.
Renditeentwicklung: Anstieg in Deutschland und den USA
Die Rendite für die zweijährige deutsche Bundesanleihe stieg auf Wochenbasis leicht von 2,87% auf 2,89%. In den USA war der Renditeanstieg stärker. Die Rendite für die zehnjährige US-Staatsanleihe kletterte von 4,4% auf 4,53%. Hier belasteten die robusten Konjunkturdaten und die höher als erwartet ausgefallenen Verbraucherpreise.
Sektorenperformance: Rohstoffe und IT-Werte gefragt
Auf europäischer Sektorenebene waren vor allem Titel aus dem Bereich Rohstoffe gesucht (+4,5%), während Versicherungstitel im Schnitt um 1,5% fielen. In den USA waren IT-Werte (+2,8%) am stärksten gesucht, und am Performanceende rangierten Immobilientitel (-1,4%).
Entwicklung der Rohstoffpreise: Ölpreis gibt nach, Goldpreis steigt
Der Ölpreis gab im Wochenvergleich um fast 2% nach, während der Goldpreis seine Hausse fortsetzte und weitere 2,8% gewann.
Ausblick auf die kommende Börsenwoche
US-Konjunktur und Leitzinsanpassung
In der kommenden Woche dürften Daten bestätigen, dass die US-Konjunktur weiterhin auf einem Wachstumspfad ist, obwohl die US-Notenbank ihren Leitzins kräftig um 5,25 Prozentpunkte nach oben angepasst hat. Für die Einzelhandelsumsätze (Montag) im März wird ein Anstieg um 0,4% M/M erwartet, obwohl Branchendaten auf einen leichten Rückgang der Autoverkäufe hindeuten. Insbesondere die Umsätze mit Baumaterial dürften vom milden März-Wetter in den USA profitiert haben. Für die Industrieproduktion (Mittwoch) gehen die Markterwartungen ebenfalls von einem Wachstum von 0,4% aus. Damit hat die US-Wirtschaft genügend Schwung, um eine Rezession zu vermeiden, auch wenn das Wachstum nun nachlassen dürfte. Für das erste Quartal wird ein Wachstum mit einer Jahresrate von 2,0% erwartet, nach 3,4% und 4,8% in den Vorquartalen.
Chinesische Konjunktur und Immobilienmarkt
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Krise am chinesischen Immobilienmarkt dürften Investoren gebannt die chinesischen Konjunkturdaten studieren. Es wird prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt (Dienstag) im ersten Quartal um 4,5% J/J gewachsen ist. Die Industrieproduktion (Dienstag) hat wohl im März um 5,5% J/J zugelegt, und für die Einzelhandelsumsätze (Dienstag) wird ein Zuwachs um 4,5% J/J erwartet. Diese Prognosen liegen leicht unter den Markterwartungen.
Unternehmensgewinne und Dividendensaison
Mit Beiersdorf (Dienstag) und Sartorius (Donnerstag) starten Unternehmen aus der zweiten Reihe die DAX-Gewinnsaison. In Europa dürften die Zahlen von LVMH (Dienstag) und L’ Oreal (Donnerstag) im Mittelpunkt stehen, nachdem zuletzt Sorgen vor einer sich abschwächenden Nachfrage nach Luxusgütern auf dem Börsenparket die Runde gemacht haben. Bei Rio Tinto (Mittwoch) und BHP Group (Donnerstag) dürften Investoren auf Kommentare warten, ob sich im wichtigen China-Geschäft die Nachfrage belebt. Und mit ASML (Mittwoch) legt ein europäisches Technologie-Schwergewicht Quartalszahlen vor.
Im US-Bankensektor setzen Goldman Sachs (Montag), Bank of America (Dienstag) und Morgan Stanley (Dienstag) die Gewinnsaison fort. Die Zahlen von Regionalbanken wie Bank of New York Mellon (Dienstag) und U.S. Bancorp (Mittwoch) dürften auf Schwächesignale abgeklopft werden. Außerhalb des Bankensektors werden wohl die Quartalsberichte von Johnson & Johnson (Dienstag), Netflix (Donnerstag), Procter & Gamble (Freitag) und American Express (Freitag) im Mittelpunkt stehen.
Deutsche Industrieproduktion
Im Februar verzeichneten deutsche Unternehmen eine überraschend starke Steigerung ihrer Produktion. Die Industrieproduktion in Deutschland erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 2,1 %. Dieser Anstieg, der auf den bereits im Januar verzeichneten Anstieg von 1,3 % folgte, markiert die schnellste Expansion seit Januar 2023.
Anleihen und Renditehochs
Nach den überraschend hohen US-Verbraucherpreiszahlen handelten die Bundrenditen wieder in Schlagdistanz zu ihren Jahreshochs. Da in der kommenden Woche nur wenig neue Impulse auf dem Datenkalender stehen, werden die Renditehochs aber wohl vorerst nicht überschritten. Die Rendite zehnjähriger UST-Bonds legten in dieser Woche in der Spitze auf 4,59 % zu.
US-Inflation und Leitzinssenkung
Das US-Arbeitsministerium hat in dieser Woche seinen Konsumentenpreisindex für März 2024 veröffentlicht. Die Verbraucherpreise zogen in den Vereinigten Staaten – in saisonbereinigter Rechnung – mit einer Rate von 0,4 % gegenüber dem Vormonat an, die Kernrate betrug ebenfalls 0,4 %. Dies dürfte den Washingtoner Währungshütern überhaupt nicht schmecken. Insofern fühlen wir uns in unserer kürzlich getroffenen Entscheidung bestätigt, unsere Prognose für den Zeitpunkt der ersten Fed-Leitzinssenkung von Juni auf Juli zu schieben.
Aktienmärkte und Gewinnrevisionen
Nach dem deutlichen Anstieg des DAX-Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 10 im Herbst 2023 auf aktuell 13 gönnt sich der deutsche Aktienmarkt derzeit eine Verschnaufpause. Für weitere Kursgewinne benötigt der Index wohl eine weitere Verbesserung der Frühindikatoren und ein Auslaufen der negativen DAX-Gewinnrevisionen. Nach dem starken ersten Quartal sind die globalen Aktienmärkte auf Konsolidierungskurs gegangen. Dabei unterscheiden sich die Rahmenbedingungen hierzulande und an der Wall Street in wesentlichen Punkten.
Rohstoffe und Ölpreise
Die Ölpreise dürften kommende Woche mangels wichtiger Daten vor allem durch die geopolitische Entwicklung getrieben werden. Den Industriemetallpreisen droht derweil Gegenwind aus China, da die BIP-Daten wohl etwas enttäuschen dürften. Mit 2.395 US-Dollar hat der Goldpreis in dieser Woche ein neues Allzeithoch erreicht. Die anhaltenden politischen Spannungen – vor allem im Nahen Osten – haben die Nachfrage nach Gold angetrieben und den Charakter des Edelmetalls als „sicherer Hafen“ einmal mehr unterstrichen. Zudem ist ab dem zweiten Halbjahr mit Zinssenkungen der US-Notenbank zu rechnen, was ebenfalls für Rückenwind gesorgt haben dürfte. Ungeachtet dessen bleiben die Gold-ETCs jedoch weiter auf der Verkäuferseite. Nachdem sich diese im Gesamtjahr 2023 von gut 250 Tonnen Gold trennten, liegen die Verkäufe im laufenden Jahr bereits bei 120 Tonnen. Die LBBW rechnet nach der kräftigen Hausse seit Mitte Februar zunächst mit einer Korrektur. Zur Jahresmitte 2024 erwarten wir Preise von 2.100 US-Dollar pro Feinunze.
Quelle:
LBBW Kapitalmaerkte_Weekly
Commerzbank Markteinschätzung