Die Woche: Ein Rück- und Ausblick auf KW04/2024

Die vergangene Börsenwoche war von verschiedenen Ereignissen geprägt, die die Finanzmärkte weltweit beeinflusst haben. In Deutschland stieg die Inflation im August auf 3,9 Prozent, den höchsten Stand seit 1993. Diese Steigerung war vor allem auf Anstiege bei den Preisen für Energie, Nahrungsmittel und Dienstleistungen zurückzuführen. Gleichzeitig bekräftigte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Absicht, ihre lockere Geldpolitik fortzusetzen, obwohl die Inflationsrate auf einem besorgniserregenden Niveau liegt.

Ein bedeutendes Ereignis in den USA war die Genehmigung des ersten Bitcoin-Indexfonds (ETF) durch die US-Börsenaufsicht SEC. Der ETF, der von ProShares angeboten wird, soll den Preis von Bitcoin an der Chicago Mercantile Exchange widerspiegeln. Dies könnte dazu führen, dass mehr Anleger in den Kryptomarkt einsteigen und die Akzeptanz von Bitcoin weiter steigern.

Auf nationaler Ebene beendete die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) einen neun Tage andauernden Streik bei der Deutschen Bahn, der zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Nahverkehr geführt hatte. Die Forderungen nach einer Lohnerhöhung von 3,2 Prozent und einer Corona-Prämie von 600 Euro für GDL-Mitglieder blieben jedoch bestehen.

Die Klimakonferenz in Dubai endete mit einem Kompromiss zwischen Industrie- und Schwellenländern. Die Teilnehmer einigten sich darauf, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 45 Prozent zu reduzieren. Trotz dieser Einigung blieben viele Details, wie Finanzierung und Überprüfung der Ziele, unklar.

Ein weiteres signifikantes Ereignis betraf Tesla, das die Produktion in seiner neuen Fabrik in Grünheide vorübergehend stoppen musste. Dies war eine Folge des Angriffs der Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer, die wichtige Bauteile für die Elektroautos transportierten. Diese Entwicklung hatte nicht nur Auswirkungen auf Tesla, sondern unterstrich auch die Bedrohung des Welthandels durch die unsichere Lage im Roten Meer, da Schiffe gezwungen waren, große Umwege zu nehmen, um die Gefahrenzone zu umgehen.

Ausblick auf die kommende Börsenwoche:

Die kommende Börsenwoche verspricht mit mehreren Schlüsselereignissen erneut eine hohe Volatilität auf den Finanzmärkten. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) gerichtet sein. In Anbetracht der Inflationsentwicklung und der Unsicherheiten im Nahen Osten wird erwartet, dass die EZB ihre Haltung zu möglichen Zinssenkungen erläutert. Die straffe Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation könnte bekräftigt werden, was wiederum die Marktstimmung beeinflussen könnte.

Darüber hinaus stehen die Veröffentlichung der europäischen Einkaufsmanagerindizes im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Die Erwartungen an eine schnelle Erholung der Wirtschaft im Euroraum könnten jedoch gedämpft werden, insbesondere aufgrund der anhaltenden Herausforderungen in verschiedenen Sektoren.

Ein bedeutendes Ereignis in den USA ist die Veröffentlichung des BIP für das vierte Quartal 2023. Ein erneutes ordentliches Wachstum wird erwartet, und die Robustheit der US-Wirtschaft könnte dazu beitragen, eine Rezession zu vermeiden. Die Leitzinsentscheidungen der chinesischen Notenbank PBoC und der Bank of Japan werden ebenfalls im Fokus stehen, da sie potenzielle Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben könnten.

Die Berichtssaison für das Jahresschlussquartal 2023 gewinnt ebenfalls an Fahrt. In den USA werden neun S&P 100-Konzerne, darunter Microsoft, ihre Zahlenwerke vorlegen. In Deutschland eröffnet SAP den Reigen der Unternehmensberichte.

In den Anleihenmärkten wird die EZB-Ratssitzung am Donnerstag entscheidend sein. EZB-Chefin Lagarde dürfte frühe Zinssenkungen weiterhin infrage stellen. Auf den Devisenmärkten könnten Bewegungen durch die Sitzungen der EZB, der Bank of Japan (BoJ) und der Bank of Canada (BoC) ausgelöst werden. Eine vorsichtige Haltung der BoJ und mögliche Unterstützung der EZB für den Euro werden erwartet.

Nach einer schnellen Erholung an den Aktienbörsen in den vorangegangenen Wochen könnten die Anleger bis zur EZB-Ratssitzung etwas verhaltener agieren. Die Berichtssaison wird zusätzliche Impulse für die Aktienmärkte liefern, insbesondere mit den Zahlenwerken von Unternehmen wie Microsoft und SAP.

Die Rohstoffmärkte zeigen sich weiterhin interessant. Trotz ausreichender Versorgungslage bleiben die Ölpreise unterstützt, insbesondere aufgrund der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten. Der Goldpreis dürfte stabil bleiben, da die Unsicherheit über den Zeitpunkt von Zinssenkungen zwar besteht, jedoch die Erwartung, dass sie erfolgen werden, weiterhin besteht.

Ein Rückblick auf die vergangene Woche zeigt, dass Zweifel an raschen Zinssenkungen zunahmen. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos dämpften mehrere Zentralbankvertreter die Erwartungen an eine Leitzinssenkung im Frühjahr. EZB-Chefin Lagarde betonte, dass überhöhte Markterwartungen hinderlich in der Inflationsbekämpfung seien. Die Hoffnungen auf rasche Leitzinssenkungen im Euroraum hatten sich aufgrund der Erwartung gebildet, dass die EZB den geldpolitischen Lockerungen der US-Notenbank Fed folgen müsste. Inzwischen kristallisiert sich heraus, dass eine erste Leitzinssenkung voraussichtlich im Juni erfolgen wird. Dies führte zu Renditeanstiegen am Rentenmarkt. Die chinesische Wirtschaft steht vor Herausforderungen, mit verlangsamtem Wachstum, Problemen am Immobilienmarkt und Deflationssorgen. Insgesamt bleibt die globale wirtschaftliche Lage komplex und erfordert eine genaue Beobachtung in der kommenden Börsenwoche.

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