Merz scheitert im ersten Wahlgang – politische Spannungen sichtbar
CDU-Chef Friedrich Merz konnte sich bei der gestrigen Kanzlerwahl im Deutschen Bundestag erst im zweiten Wahlgang durchsetzen. Im ersten Durchgang erhielt er lediglich 310 von 630 Stimmen und verfehlte damit die erforderliche absolute Mehrheit. Mindestens 18 Koalitionsabgeordnete verweigerten ihm die Unterstützung, was Spekulationen über interne Spannungen innerhalb der schwarz-roten Koalition auslöste. Noch am Nachmittag gelang es den Koalitionspartnern jedoch, mit Stimmen der Linken eine Fristverkürzung durchzusetzen und eine zweite Abstimmung anzusetzen. Mit 325 Stimmen wurde Merz schließlich zum Bundeskanzler gewählt und tritt heute seine ersten offiziellen Auslandsreisen nach Paris und Warschau an. Der Start ins Amt ist jedoch nicht ohne Blessuren – ein geschwächter Regierungschef könnte zu einer instabilen Koalition führen. Der Euro legte nach der Wahl von Friedrich Merz gegenüber dem US-Dollar zu.
Fed-Sitzung auf der Agenda
Heute Abend wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihren Zinsentscheid bekanntgeben. Unsere Prognose geht davon aus, dass das Zielband für den Tagesgeldsatz unverändert bei 4,25 % bis 4,50 % bleibt. Dies entspricht den Erwartungen der meisten Volkswirte, die von der Nachrichtenagentur Reuters befragt wurden. Während wir davon ausgehen, dass die Fed in diesem Jahr keine Zinssenkung vornimmt, preisen die Märkte bereits drei Senkungen um jeweils 25 Basispunkte ein. Der überraschend starke US-Arbeitsmarktbericht für April bestärkt unsere Einschätzung, dass die Fed ihre geldpolitische Linie beibehalten wird. Ein zentraler Punkt ist das Risiko einer zunehmenden Inflation durch die jüngsten Zollmaßnahmen der US-Regierung. Zudem dürfte die Notenbank versuchen, den Eindruck zu vermeiden, sie knicke unter dem Druck von US-Präsident Donald Trump ein, der kürzlich Fed-Chef Jerome Powell scharf kritisierte. Eine Zinssenkung könnte daher kurzfristig politisch heikel sein.
Ausblick auf den heutigen Börsentag
Deutschland: Gewinne erwartet
Der DAX bleibt im Aufwärtstrend und könnte sich weiter der Bestmarke von 23.476 Punkten nähern. Zwei Stunden vor Handelsstart wurde der Leitindex 0,1 % höher auf 23.280 Punkte taxiert. Am Dienstag hatte er sich bereits bis auf 87 Punkte an seinen Rekord herangearbeitet, bevor Unsicherheiten rund um die Kanzlerwahl von Friedrich Merz einen kurzen Rücksetzer auslösten. Der Fokus liegt nun auf dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, der nach Börsenschluss erwartet wird. Analysten gehen davon aus, dass die Fed trotz politischem Druck ihre Leitzinsen unverändert lassen wird.
USA: Verluste
Die US-Börsen setzten ihre Korrektur fort. Der Dow Jones Industrial fiel um 0,95 % auf 40.829 Punkte, der S&P 500 gab 0,77 % auf 5.606 Zähler nach, und der Nasdaq 100 verlor 0,88 % auf 19.791 Punkte. Während sich der Dow zuletzt wieder der Marke vom „Liberation Day“ näherte, bleiben Zölle und wirtschaftliche Unsicherheiten weiterhin ein zentrales Thema für die Anleger.
Asien: Leichte Gewinne
Nach der Feiertagspause in Japan zeigten sich die asiatischen Märkte stabil. Der Nikkei-Index notierte knapp im Plus, während der Hang Seng in Hongkong um rund 0,5 % zulegte. Der CSI 300, der die wichtigsten chinesischen Festlandsaktien umfasst, gewann 0,4 %.
Quellen:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick