Tagesausblick Kapitalmärkte, 19. August 2024

Ukraine und Russland: Spannungen im Osten

Der Konflikt in Osteuropa zwischen der Ukraine und Russland bleibt angespannt. Am 6. August wagte die Ukraine ein riskantes Manöver: Sie eröffnete eine neue Front auf russischem Staatsgebiet, anstatt ihre Verteidigung im eigenen Osten zu stärken. Dieser Schritt erfordert eine sorgfältige Abwägung, um die eigenen Kräfte nicht zu überdehnen.

Die westlichen Staaten sollten ihre Unterstützung für die Ukraine weiter ausbauen, anstatt sie zu reduzieren. Besorgniserregend ist jedoch, dass die deutsche Finanzpolitik plant, die militärische Hilfe für die Ukraine im kommenden Haushaltsjahr drastisch zu kürzen – von 4 Milliarden Euro auf ein Zehntel dieser Summe bis 2027. Deutschland ist der zweitgrößte Geldgeber der Ukraine, und diese Kürzungen könnten die Verteidigungsbemühungen gegen den russischen Aggressor gefährden.

Die Entscheidung des Bundesfinanzministers, die deutschen Mittel für die Ukraine zu reduzieren, birgt erhebliche Risiken für die Haushaltsplanung. Die internationale Gemeinschaft könnte zwar einspringen, aber die Nutzung der konfiszierten 300 Milliarden US-Dollar, die die westlichen Staaten nach Beginn des Ukraine-Kriegs von Russland erhielten, ist keineswegs garantiert.

Der russische Rubel steht seit dem 6. August unter Druck am Devisenmarkt. Der Wechselkurs zum Euro erreichte Spitzenwerte jenseits von 105 RUB. Aktuell hat sich der Rubel wieder im zweistelligen Bereich stabilisiert. Gleichzeitig beruhigt sich der Rohölpreis, nachdem der Preis für ein Barrel Brent während der aktuellen ukrainischen Offensive von rund 75 US-Dollar auf 84 US-Dollar gestiegen war.

Kamala Harris im Fokus

Während die Ukraine vorerst nicht im Mittelpunkt steht, beginnt in den Vereinigten Staaten der Nominierungsparteitag der Demokraten für die Präsidentschaftswahl im November. Offiziell gekürt werden soll Kamala Harris. Die Demokraten unterstützen den Freiheitsdrang der Ukraine. Im Gegensatz dazu haben die Republikaner unter Donald Trump einen Kurswechsel in der Sicherheitspolitik vollzogen und sind von ihren traditionellen Positionen abgerückt. Die Woche verspricht interessante Konjunkturdaten, darunter das Protokoll der jüngsten geldpolitischen Sitzungen von FOMC und EZB sowie das Notenbanken-Symposium in Jackson Hole, Wyoming. Wir sind vorsichtig optimistisch, mit Ausnahme der Zahlen für Deutschland, die wir abwärtsgerichtet sehen.

Ausblick auf die globalen Aktienmärkte

DEUTSCHLAND: Kaum verändert

Nach der Erholungsrally der vergangenen rund zwei Wochen lassen es die Anleger am deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart zunächst etwas ruhiger angehen. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex DAX rund zwei Stunden vor dem Auftakt nahe seines Freitagsschlusses von 18.322 Punkten. Anfang August war der DAX bis auf fast 17.000 Punkte eingebrochen. Damals hatte ein Kursanstieg des japanischen Yen zum US-Dollar für Turbulenzen an den Märkten gesorgt, nachdem sich in der langen Schwächephase des Yen viele Investoren Geld im Niedrigzinsland Japan geliehen und in Hochzinsländern wie die USA und auch an den Aktienmärkten investiert hatten. Mit der Yen-Stärke war der Schuss dann nach hinten losgegangen, und Spekulanten mussten Positionen glattstellen, also Aktien verkaufen. Hinzu kamen Befürchtungen, dass die USA in eine Rezession rutschen könnte. Diese Ängste haben nach zuletzt durchaus positiven US-Wirtschaftsdaten nachgelassen. Zudem stehen in den USA die Zeichen auf Leitzinssenkung. In der neuen Woche richten sich die Blicke daher auch auf das Notenbankertreffen in Jackson Hole.

USA: Moderate Gewinne

Der US-Aktienmarkt hat am Freitag an seine jüngsten Gewinne angeknüpft und etwas weiter zugelegt. Der Leitindex Dow Jones Industrial schaffte damit den größten Wochengewinn des Jahres. Denn nach dem Kurseinbruch von Anfang August zeigte sich die Wirtschaft zuletzt widerstandsfähig. Aktuelle Konjunkturdaten änderten nicht viel an diesem optimistischen Bild. So enttäuschten zwar die Baugenehmigungen und die Baubeginne im Juli. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima für August überraschte jedoch positiv. Der Dow stieg am Freitag um 0,24 Prozent auf 40.659,76 Punkte. Auf Wochensicht ergibt sich ein Plus von 2,94 Prozent. Der marktbreite S&P 500 gewann am Freitag 0,20 Prozent und notierte bei 5.554,25 Zählern. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,09 Prozent auf 19.508,52 Punkte zu.

ASIEN: Durchwachsen

Nach seiner deutlichen Erholung in der vergangenen Woche ist der japanische Leitindex Nikkei 225 am Montag im späten Handel um 1,5 Prozent gefallen. Dabei dürfte auch der zum US-Dollar und Euro anziehende Yen eine Rolle gespielt haben. Der Hang-Seng-Index in der Sonderverwaltungszone Hongkong hingegen gewann 0,9 Prozent, während der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen um 0,3 Prozent zulegte.

Quelle:
LBBW-Markets.de
dpa-AFX Börsentag auf einen Blick

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