Zusammentreffen diverser Faktoren verursacht extreme Volatilität
Ursachen der Volatilität
Die extreme Volatilität an den Kapitalmärkten in den vergangenen Tagen wurde durch eine Kombination mehrerer Faktoren ausgelöst. Hauptursache sind die aufkommenden Rezessionsängste in den USA. Ein schwächerer Trend der US-Wirtschaft zeichnete sich bereits seit Anfang Juni ab und wurde durch den schwachen US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag verstärkt. Zusätzlich belastet die Märkte die jüngste Eskalation im Nahostkonflikt nach der Tötung des Hamas-Führers Hanija in Teheran. Die Gefahr eines Flächenbrands im Nahen und Mittleren Osten hat damit deutlich zugenommen.
Auswirkungen auf die Märkte
Die Marktbewegungen wurden zudem durch die Auflösung von Carry Trades verstärkt, ausgelöst durch die überraschende Zinsanhebung in Japan bei gleichzeitig steigenden Zinssenkungserwartungen für die USA. Eine im Sommer regelmäßig schwächere Liquidität an den Märkten hat die Ausschläge zusätzlich vergrößert. Die aufkommenden Rezessionsängste führten an den Staatsanleihemärkten zu einem deutlichen Renditerückgang. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries fiel innerhalb weniger Tage von 4,3 % auf 3,8 %. Während zuvor zwei Leitzinssenkungsschritte der Fed mit jeweils 25 Basispunkten bis Jahresende eingepreist waren, erwarten dieMarktteilnehmer nun das Doppelte.
Ausblick und Prognosen
Nach den extremen Ausschlägen am Montag kehrte am Dienstag eine gewisse Konsolidierung ein. Der japanische Aktienmarkt, der am Montag um über 12 % eingebrochen war, legte am Dienstag wieder um 10 % zu. Nach panikartigen Verkäufen scheint eine gewisse Rationalität zurückzukehren. Die grundlegenden Belastungsfaktoren einer sich abschwächenden US-Konjunktur sowie die Risiken im Nahen Osten bleiben jedoch bestehen. Die LBBW und ich rechnen mit einer Verlangsamung der US-Konjunktur und damit verbunden auch mit sukzessiven Leitzinssenkungen in den USA und Europa. Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession bleibt dennoch gering. Der Ausgang der aktuellen Krise im Nahen Osten ist schwer vorherzusagen. Allerdings dürfte auch der Iran an einer breiten Eskalation des Konflikts kein Interesse haben – eine Antwort auf die Ermordung Hanijas ist jedoch wahrscheinlich.
Korrektur und Stabilisierung
Die Korrektur an den Aktienmärkten kam zwar nicht überraschend, wohl aber ihre Heftigkeit. Die extreme Konzentration auf wenige Titel (in der Spitze 30 % des S&P 500 in den größten sechs Werten) war Ausdruck einer Überspekulation, unterfüttert durch hohe Erwartungen an die Zahlenwerke und Ausblicke der KI-Lokomotiven. Anders als in der Q1-Saison konnten diese Erwartungen nicht mehr erfüllt werden bzw. sahen sich wachsendenHerausforderungen, z.B. durch Handelsrestriktionen, gegenüber. Seit Jahresbeginn notieren die großen Indizes weiterhin im Plus, allerdings deutlich unter ihren Durchschnittsständen. Damit sind die meisten 2024 getätigten Anlegerkäufe im Minus. Zudem könnte sich die bisherige Untergrenze der Tradingrange zunächst als Obergrenze erweisen. Eine schnelle Wende nach oben ist angesichts des angeknacksten Vertrauens wenig wahrscheinlich. Vielmehr dürfte es einer gewissen Bodenbildung bedürfen, in deren Verlauf Schieflagen bereinigt werden. Erfahrungsgemäß dauert es vom Hoch zum Zwischentief häufig zwei bis drei Monate. Der Zeithorizont wäre damit September. Ein Wendesignal für die Börsen könnte die Fed mit einem kräftigen Zinsschritt bringen. Der nächste Aufschwung sollte dann deutlich breiter angelegt sein und einen Wechsel der Favoriten bringen. Insgesamt erwarten wir eine fragile Stabilisierung an den Märkten. Zu den alten Hochs am Aktienmarkt dürften wir jedoch Abstand halten.
Quelle:
LBBW-Markets.de